Karrieretipps scheinen sich fast immer nur an Workaholics zu richten. Dabei machen Karriere gar nicht unbedingt immer diejenigen, die besonders viel tun. Mit unseren Tipps zeigen wir Ihnen, wie Karriere für Faule genauso möglich sein kann!
Wer ist schon wirklich ein Workaholic? Die meisten Menschen erhoffen sich doch vor allem eines: einen angenehmen Job mit netten Kollegen, bei dem sie nicht andauernd Überstunden ableisten müssen – anders formuliert also Karriere für Faule. Das ist ein frommer Wunsch, der leider nicht immer umsetzbar ist. Schuld daran können eine hohe temporäre Auftragslage, Personalmangel oder krankheitsbedingte Ausfälle im Team sein – und schon geht es stressig zu und die Arbeitsbelastung wird für jeden Kollegen im Team höher. Während manche unter allen Umständen versuchen, Höchstleistungen zu erbringen, gibt es in jedem Team jedoch auch diejenigen, die daran keinerlei Interesse haben und damit auch noch durchzukommen scheinen. Doch wie machen die das?
Karriere für Faule statt für Fleißige?
Nicht immer macht es sich bezahlt, im Job möglichst viel zu arbeiten. Schließlich spricht es sich herum, wenn jemand Aufgaben schnell und gründlich erledigt. Noch besser ist es dann für die Kollegen, wenn diese Person geradezu um mehr Arbeit zu bitten scheint! Doch es kann brenzlig werden: Wenn sich die Aufgaben irgendwann häufen, droht Überlastung. Damit schleichen sich wiederum rasch Fehler ein. Und die bleiben den Kollegen und Vorgesetzten leider oftmals länger im Gedächtnis haften als die ursprünglich gute Leistung. Im schlimmsten Fall verzetteln Sie sich und Ihre Leistung lässt dauerhaft bedingt durch die zu hohe Belastung nach.
Kräfte schonen kann karrierefördernd sein
Von dieser Warte aus betrachtet, kann es sich also durchaus lohnen, Arbeit von sich fernzuhalten und einfach mal Fünfe gerade sein zu lassen. Das kann gelingen, indem Sie mit Ihrem Vorgesetzten verhandeln, wenn sich die Aufträge stapeln. Welches Projekt hat Priorität, welches kann dafür vernachlässigt werden? So schaffen Sie ein Bewusstsein dafür, wie viel Arbeit bei Ihnen tatsächlich auf dem Tisch liegt. Unter gewissen Umständen kann es dann legitim sein, zusätzliche Arbeitsaufträge auch einmal abzulehnen – aber natürlich nur, wenn sich das begründen lässt!
Mythos Teamproduktivität
Heutzutage scheint Teamwork das Allheilmittel für praktisch alles zu sein. Man verspricht sich davon bessere Ideen, mehr Produktivität und eine gelungenere Aufgabenverteilung entsprechend der jeweiligen Fähigkeiten und Interessen. Manchen schwant es aber, dass die Realität oft anders aussieht. Haben auch Sie sich schon einmal so gefühlt, als würde bei der Zusammenarbeit im Team nicht immer so viel herumkommen?
Der Ringelmann-Effekt: Das Phänomen des Social Loafings
Schuld daran könnte der sogenannte Ringelmann-Effekt sein. In den 1880er Jahren untersuchte der französische Agraringenieur Maximilian Ringelmann die Effizienz der Arbeit von Menschen und Maschinen im landwirtschaftlichen Bereich. Dafür ließ er Studenten erst alleine und dann im Team eine immer größere Last ziehen. Das Ergebnis: Allein zog jeder Student durchschnittlich 63 Kilogramm Last. In Zweierteams sank diese Leistung auf 59 Kilogramm an und in Teams à 7 Personen betrug die gezogene Last des Einzelnen nur noch 31 Kilogramm.
Was sagt das aus? Nun, die individuelle Leistung nimmt im Team deutlich ab. Geboren war der Ringelmann-Effekt. Dieser Effekt des sozialen Faulenzens erhielt 1979 auch den Namen „Social Loafing“. Natürlich variiert er, vor allem in Abhängigkeit von der Gruppengröße, der Teamzusammensetzung und dem Vorhandensein von Leistungs- und Fortschrittskontrollen. Es gibt also natürlich schon Teams, die schlechter oder besser funktionieren, allerdings liefern die einzelnen Teammitglieder nicht immer individuelle Höchstleistungen.
Die Vorteile von Müßiggang
Faulheit ist oft besser als ihr Ruf – es kommt nur darauf an, wofür die Zeit genutzt wird, die nicht für die Arbeit aufgewendet wird. Neigen Sie z. B. zu Tagträumen, wenn es auf der Arbeit langweilig ist? Damit befinden Sie sich in bester Gesellschaft! Auch Albert Einstein, der Regisseur Woody Allen and die Autorin Joanne K. Rowling waren (und sind) bekennende Fans des Tagträumens. Nach eigenen Angaben verdanken die drei ihren Tagträumen sogar ihre besten Ideen. Das ist auch nicht unbedingt verwunderlich, schließlich wird beim Tagträumen die rechte, kreative Gehirnhälfte aktiviert, während die linke, rational denkende Gehirnhälfte derweil ruht. Kreative Ideen, die in dieser Zeit entstehen, können also erst einmal ungehindert gedeihen!
Faulheit als Zeichen von Intelligenz
Aus ebendiesem Grund soll Faulheit auch ein Zeichen von Intelligenz sein. Demnach gehen intelligente Menschen häufiger ihren Tagträumen nach und versinken in ihren Gedanken, während andere mehr Anreize von außen in Form von geistiger und/oder körperlicher Betätigung benötigen. Zudem würden intelligentere Menschen besser mit ihren Kräften haushalten. Zwar würden sie häufiger Ruhephasen einlegen, könnten dafür aber auch Höchstleistungen erbringen.
Image zählt mehr als Fleiß
Doch zurück zum Thema Arbeit: Natürlich macht sich auch Fleiß bezahlt, wenn er denn bemerkt wird. Wichtig ist also auch, welche Außenwirkung das eigene Arbeitsverhalten hat. Wird es wahrgenommen? Oder – im Falle des Faulenzers – wird es nicht wahrgenommen? Wie so oft im Job muss man schon auch dafür Sorge tragen, dass der Vorgesetzte die eigenen Leistungen auch wahrnehmen kann. Wer seine Leistungen jedoch nur auf Sparflamme halten möchte, der sollte gerade dafür sorgen, dass die wenigen Leistungen, die er erbringt, Aufmerksamkeit erregen.
Wann wird es brenzlig?
Natürlich gibt es aber auch Grenzen. Zwar gibt es immer sowohl bessere als auch schlechtere, sowohl produktive als auch eher unproduktive Mitarbeiter innerhalb ein und derselben Firma. Das ist erst einmal nichts, wogegen ein Vorgesetzter mit einer Kündigung (wohl aber mit anderen firmeninternen Maßnahmen!) vorgehen kann, auch wenn man am liebsten natürlich nur fleißige Mitarbeiter beschäftigen würde. Anders sieht es jedoch aus, wenn nachgewiesen werden kann, dass ein Mitarbeiter absichtlich Arbeiten unterlässt. Dann kann mitunter auch die Kündigung drohen. Allzu sehr sollte man sich also natürlich nicht zurücklehnen. Schließlich ist man als Arbeitnehmer dazu verpflichtet, zu tun, was man soll. Und zwar so gut wie man kann. Wer beispielsweise die Arbeitszeit für private Dinge nutzt, dem kann eine fristlose Kündigung drohen, weil er dieser Pflicht ganz bewusst nicht nachgekommen ist.
Auch wenn diese Eskalationsstufe nicht gleich erreicht wird, so sollte man sich doch darüber im Klaren sein, dass ein unproduktiver Mitarbeiter nicht unbedingt positiv bei den Kollegen und Vorgesetzten auffällt. Wenn Sie jedoch unsere Tipps für Karriere für Faule befolgen, können Sie das meiste aus Ihrer Unproduktivität herausholen!
10 Tipps: Karriere für Faule
Auch faul sein will gelernt sein. Schließlich muss man schon etwas auf dem Kasten haben, damit man einerseits auf Sparflamme arbeitet, aber andererseits trotzdem beruflich erfolgreich (genug) bleibt. Mit unseren (nicht immer ganz ernst gemeinten) Tipps schaffen Sie es, Arbeit von sich fernzuhalten und eine Karriere für Faule aufzubauen. Wir sagen Ihnen, was dazugehört!
1. Seien Sie faul, aber effizient
Wer einen Gang zurückschalten, aber zugleich verhindern möchte, dass das auffällt, muss vor allem eines sein: effizient. Vertrödeln Sie keine unnötige Zeit mit Arbeiten, die Sie in kürzester Zeit erledigt haben können. Wenn Sie arbeiten, arbeiten Sie konzentriert und seien Sie bei der Sache. So bleibt Ihnen genug Zeit, in der Sie sich auch einmal zurücklehnen können.
2. Beeindrucken Sie Ihre Vorgesetzten im richtigen Augenblick
Was bringt Ihnen der erfolgreiche Abschluss eines Projekts, wenn Ihr Vorgesetzter Sie nicht einmal bemerkt? Im schlimmsten Fall kassiert nachher jemand anderes das Lob. Schrecken Sie also nicht davor zurück, dann und wann auch auf sich aufmerksam zu machen und Ihre Erfolge in Umlauf zu bringen. Das gelingt beispielsweise, indem Sie hin und wieder eine unliebsame Aufgabe übernehmen, zu der sich sonst niemand aus Ihrem Team bereit erklärt. Zu dick sollten Sie natürlich nicht auftragen oder andauernd nur über Ihre Leistungen sprechen. Wenn es zu viel wird, machen Sie sich noch unglaubwürdig.
3. Fake it until you (have to) make it!
Ihnen ist gerade nach faulenzen und nicht nach arbeiten? Dann tun Sie doch zumindest so, als wären Sie schwer beschäftigt und vertagen Sie die eigentliche Arbeit auf später …
4. Verabschieden Sie sich von Perfektion!
Sie wollen Ihrem Job in aller Ruhe nachgehen und Stress nach Möglichkeit lieber aus dem Weg gehen? Dann verabschieden Sie sich von dem Gedanken, dass Ihre Arbeit perfekt sein muss. Ohnehin ist es so, dass man bei dem Versuch, etwas perfekt zu machen, oft viel Zeit investiert, ohne tatsächlich etwas zu optimieren. Geben Sie sich künftig also ruhig auch einmal mit weniger zufrieden!
5. Verstehen Sie sich mit Ihren Kollegen
Wer faul sein möchte, sollte sich gut mit den Kollegen verstehen. Schließlich wollen Sie nicht, dass jemand Sie bei Ihren Vorgesetzten anschwärzt. Wer im Kollegium beliebt ist, dessen schwache Leistungen werden auch eher toleriert.
6. Seien Sie loyal zum Chef
Nur weil Sie nicht zu den engagiertesten Mitarbeitern gehören, heißt das ja nicht gleich, dass Sie unfähig sein müssen. Im Gegenteil: Wer nicht allzu leistungsstark ist, sollte dafür in anderen Bereichen punkten, damit er für den Vorgesetzten unverzichtbar wird. Das könnte z. B. gelingen, indem Sie sich durch Ihre besondere Loyalität zum Unternehmen und zu Ihrem Vorgesetzten auszeichnen.
7. Sagen Sie auch einmal Nein
Damit sich die Arbeit auf Ihrem Schreibtisch nicht stapelt, können Sie zusätzliche Aufgaben auch aktiv ablehnen. Das sollten Sie aber auch begründen können.
8. Jammern Sie ruhig mal!
Wenn Sie etwas Arbeit loswerden und verhindern wollen, dass man Ihnen neue Arbeitsaufträge zukommen lässt, dann jammern Sie ruhig mal! So machen Sie auf sich aufmerksam und deutlich, dass Sie nicht frei für neue Aufgaben sind.
9. Haben Sie immer eine Antwort parat!
Für Faulpelze ist eines besonders wichtig: Wenn jemand Ihre Arbeitsweise hinterfragt, sollten Sie in jedem Fall nie um eine Antwort verlegen sein und erklären können, mit welchen Arbeiten Sie gerade beschäftigt sind.
10. Seien Sie ein Alphatier!
Okay, dieser spezielle Tipp ist eigentlich nur etwas für echte Alphatiere bzw. Persönlichkeiten mit Führungscharakter. Denn Alphatiere schaffen es durch ihre natürliche Art, Arbeit von sich fernzuhalten. Wie das geht? Indem man Aufgaben an andere delegiert!
Fazit
Bei der Arbeit sind nicht nur Workaholics, also warum sollten sich Karrieretipps eigentlich immer nur an die Fleißigen und Ehrgeizigen richten? Faul zu sein hat auch so seine Vorteile. Wer nicht ganz so ambitioniert ist und auch mal Fünfe gerade sein lässt, der wird schließlich eher unwahrscheinlich mit Burnout und anderen stressbedingten Folgen zu kämpfen haben. Unser Tipp an alle Karrieristen da draußen: Wieso schneiden Sie sich nicht zumindest ab und an eine Scheibe bei Ihren faulen Kollegen ab und setzen unsere Tipps für eine Karriere für Faule um?