Mobbing ist in den vergangenen Jahren immer wieder in den Fokus der Medien gerückt und wird nicht mehr als Tabuthema behandelt. Trotzdem gibt es in Deutschland viele Betroffene. Wir zeigen Ihnen wie Sie Mobbing bei der Arbeit erkennen und gezielt dagegen vorgehen können.
Immer wenn viele Menschen aufeinandertreffen, ist es völlig normal, dass es auch zu Konflikten kommen kann. Das ist insbesondere dann so, wenn man sich dazu gezwungen sieht, mit Menschen zurechtzukommen, mit denen man nicht richtig harmonisiert. Dies ist etwa bei der Arbeit der Fall, wo in einem Team ganz verschiedene Charaktere aufeinanderprallen können. Doch wann genau wird die Grenze zwischen einer normalen Auseinandersetzung und Mobbing bei der Arbeit überschritten? Hegt man den Verdacht, dass der eigene Konflikt mit den Kollegen die Grenze zum Mobbing überschritten hat, gibt es einige Anhaltspunkte, an denen man sich orientieren kann, um dies zu überprüfen. Generell sollte man sich selbst fragen: Gibt es etwas, das man tun könnte, um den Konflikt zu bereinigen oder scheinen sich immer neue Konflikte aufzutun, sobald man derlei Versuche unternimmt?
Woher stammt der Begriff Mobbing?
Auch wenn das Wort Mobbing aus der englischen Sprache abgeleitet ist, gibt es das Wort in dieser Form nicht. Die Wortbedeutung geht jedoch zurück auf das englische Verb „to mob“. Zu Deutsch bedeutet das, jemanden zu bedrängen und anzugreifen. Und genau das ist auch der Ursprung des Begriffs „Mobbing“: Er beschreibt das, was geschieht, wenn jemand ganz zielgerichtet bedrängt und angegriffen wird.
Verschiedene Formen von Mobbing bei der Arbeit
Als Unterformen des Mobbings existieren die Begriffe Bossing und Staffing. Beim Bossing geht das Mobbing von einer oder mehreren Personen der Führungsebene aus. Eine seltenere Form des Mobbings ist dagegen das Staffing, bei dem mehrere Kollegen zusammenarbeiten, um die Stellung und den Ruf eines Vorgesetzten nachhaltig zu beeinträchtigen. Unlängst in den Fokus der Aufmerksamkeit geraten ist das sogenannte Cybermobbing. Hierbei werden Opfer gezielt über das Medium Internet angegriffen, oftmals über Social Media-Kanäle wie Facebook, Instagram & Co.
Was versteht man unter Mobbing?
Doch worin besteht nun genau der Unterschied zwischen einem einfachen Konflikt und Mobbing? Mobbing ist zunächst einmal als konfliktbelastete Situation zu verstehen, die zwischen Kollegen oder Vorgesetzten und Untergebenen stattfindet. Der Unterschied zwischen einem bloßen Konflikt und Mobbing besteht darin, dass Mobbing nicht länger einen sachlichen Bezug hat. Ein weiteres Indiz für Mobbing ist die Häufigkeit: Die Grenze zwischen Zufall und System wird überschritten, wenn man über einen Zeitraum von sechs Monaten mindestens einmal pro Woche Opfer von Anfeindungen wird. Wird jemand gemobbt, besteht nicht länger die Absicht, einen Konflikt auszutragen und einen Störfaktor oder auch ein Störverhalten zu beseitigen. Das Ziel ist dann lediglich die Belästigung und Ausgrenzung des betroffenen Opfers.
Häufigkeit von Mobbing bei der Arbeit
Aktuellen Schätzungen zufolge erleben in Deutschland rund eine Millionen Menschen pro Jahr von Anfeindungen am Arbeitsplatz. Einer Umfrage der Bundesanstalt für Arbeitsschutz (PDF 587 KB) zufolge war mehr als jeder Zehnte bereits davon betroffen. Frauen und junge Arbeitnehmer unter 25 sind besonders gefährdet, Opfer von Mobbing zu sein.
Im Allgemeinen gibt es aber kaum aussagekräftige Zahlen oder Statistiken zum Thema Mobbing. Das liegt unter anderem daran, dass sich die Fachwelt nicht ganz einig über das Konzept des Mobbings ist. Wenn von Mobbing die Rede ist, meinen nicht immer alle das gleiche. Dementsprechend gehen die Zahlen hierzu auch sehr weit auseinander und die Ergebnisse aus Umfragen schwanken. Etwa zwischen 2 und 30 Prozent der arbeitenden Bevölkerung gibt an, mit Mobbing in der Vergangenheit zu tun gehabt zu haben.
Hat Mobbing durch das Internet zugenommen?
Laut Sebastian Wachs vom Lehrstuhl für Erziehungs- und Sozialisationstheorie der Universität Potsdam sei es vor allem so, dass Mobbing durch das Internet präsenter werde und nicht unbedingt häufiger. Allerdings hätten die Opfer früher zu Hause einen Rückzugsort gehabt. Durch die starke Vernetzung untereinander gäbe es das heute jedoch nicht mehr. Der sichere Hafen falle damit weg und das Leiden werde dadurch entsprechend größer.
Folgen von Mobbing
Mobbing kann drastische Folgen haben. Dazu gehören insbesondere gesundheitliche Einschränkungen (physisch und psychisch) wie z. B.:
- Stresssymptome wie Kopfschmerzen oder Schlafstörungen
- Verunsicherung, sinkendes Selbstvertrauen
- Soziale Isolation
- Erkrankungen im Magen-Darm-Bereich
- Herz-Kreislauf-Beschwerden
- Depressive Verstimmungen bis hin zu schweren Depressionen
- Burnout
Auch wenn Mobbing keine sichtbaren Wunden hinterlässt, werden durch Ausgrenzung die gleichen Schmerzmechanismen im Gehirn aktiviert wie bei körperlicher Gewalt. Kein Wunder also, dass die Folgen von Mobbing ähnlich geartet sind wie die physischer Gewalt. Kollegen, die selbst nicht von Mobbing betroffen sind, können ebenfalls beeinträchtigt sein. Unbeteiligte Dritte können beispielsweise Angst davor entwickeln, selbst gemobbt zu werden oder in eine Konfliktsituation zu geraten, bei der sie sich für Opfer oder Täter entscheiden müssen.
Wirtschaftliche Folgen
Die wirtschaftlichen Folgen für Unternehmen sind ebenfalls nicht von der Hand zu weisen. Arbeitgebern entsteht durch Mobbing jedes Jahr ein massiver wirtschaftlicher Schaden. Schließlich fallen Opfer von Mobbing bei der Arbeit krankheitsbedingt öfter aus als ihre Kollegen. Darüber hinaus sehen sich die Opfer oftmals dazu gezwungen, den Arbeitgeber zu wechseln. Und nicht zuletzt leidet in den meisten Fällen dadurch die Produktivität und Arbeitsqualität der Betroffenen.
Konsequenzen auch für Täter
Viele wird es vielleicht überraschen, dass auch Täter unter Mobbing leiden und ihr Verhalten weitreichende Folgen mit sich bringt. Ein Täter leidet vor allem dann darunter, jemanden zu mobben, wenn er bloß aus Opportunismus an der Ausgrenzung eines Kollegen beteiligt ist. Denn auch das gehört zum Mobbing dazu: Leute, die mitmachen und die Ausgrenzung durch ihr Verhalten möglich machen. Allzu oft geschieht dies, weil Arbeitskollegen befürchten, selbst ausgegrenzt zu werden, wenn sie sich am Mobbing nicht beteiligen. Der Effekt ist dann ähnlich wie bei den Opfern selbst: Ihr Unabhängigkeitsgefühl ist ebenso beeinträchtigt wie das Gefühl dazuzugehören.
Werde ich gemobbt?
Ob man bei der Arbeit gemobbt wird, ist für Betroffene nicht immer leicht zu identifizieren. Schließlich kommt es auch vor, dass sich Menschen bei der Arbeit gemobbt fühlen, auch wenn sie sich lediglich mit einem gewöhnlichen Konflikt konfrontiert sehen. Wer sich unsicher ist, kann möglicherweise, falls vorhanden, erst einmal einen Kollegen seines Vertrauens zurate ziehen und ihn um seine Meinung bitten. Helfen kann auch, sich an einer Checkliste zu orientieren und so festzustellen, ob ein Punkt oder mehrere Punkte zutreffend sind.
Checkliste
Es gibt typische Anzeichen, die darauf hindeuten können, dass man gemobbt wird. Mit Mobbing gehen in vielen Fällen folgende Situationen einher:
- Verbreiten von Gerüchten
- Systematischer Ausschluss von Meetings oder wichtigen Prozessabläufen
- Regelmäßige Übertragung unliebsamer Aufgaben (ohne ersichtlichen Grund)
- Grundlose Versetzung an einen anderen Arbeitsplatz als Schikane
- Wiederholte Beleidigungen
- Tätlichkeiten
- Sexuelle Belästigung
- Diskriminierung aufgrund Ihrer ethnischen Herkunft, Ihres Geschlechts, Ihrer Religion oder Weltanschauung, einer Behinderung, des Alters oder Ihrer sexuellen Identität
Sind Sie einem Angriff oder mehrerer dieser Angriffe ausgesetzt, ist durchaus denkbar, dass Sie bei der Arbeit gemobbt werden. Wichtig ist letztlich jedoch weniger, ob Sie Ihren jeweiligen Konflikt bei der Arbeit als Mobbing charakterisieren können, sondern wie Sie damit umgehen bzw. was Sie dagegen unternehmen können.
Was kann man gegen Mobbing bei der Arbeit unternehmen?
Opfer von Mobbing fühlen sich oft in die Ecke gedrängt und auf sich allein gestellt. Um jedoch wirkungsvoll gegen Mobbing bzw. den Täter vorzugehen, ist es wichtig, diese Situation nicht hinzunehmen und sich auf keinen Fall damit abzufinden. Stattdessen müssen Sie aktiv werden!
1. Raus aus der Opferrolle
Warten Sie nicht darauf, dass sich die Situation von allein bessert. Viele Mobbing-Opfer ziehen sich in eine Opferrolle zurück, unternehmen aber nicht aktiv etwas gegen die Angriffe. Dabei sollten Sie eben genau das tun: sich zur Wehr setzen!
2. Führen Sie ein Tagebuch
Machen Sie sich Notizen zu den erfolgten Mobbing-Attacken. Damit sorgen Sie dafür, dass Sie im Falle einer Konfrontation ganz klar benennen können, wann und in welcher Form Sie angegriffen wurden. Zugleich hilft es Ihnen dabei, das Erlebte besser zu verarbeiten.
3. Fordern Sie Unterstützung für sich ein
Sorgen Sie dafür, dass Sie nicht alleine dastehen. Unterstützung können Sie ggf. von Kollegen erhalten oder auch gleich beim Vorgesetzten vorsprechen. Ihr Chef hat schließlich als Arbeitgeber seinen Mitarbeitern gegenüber eine Fürsorgepflicht. Dazu gehört auch, Mitarbeiter vor Mobbing bei der Arbeit zu schützen. Damit holen Sie sich nicht nur Unterstützung an Ihre Seite, sondern machen die Mobbing-Situation zugleich auch transparent und öffentlich, sodass sich der Täter nicht verstecken kann. Sollte das nicht helfen, so existieren auch Mobbing-Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen.
4. Tanken Sie Kraft
So kräfteraubend die Auseinandersetzung auch sein mag, so haben Sie doch die Möglichkeit, Ihre Kräfte zu sammeln. Sorgen Sie etwa zu Hause für eine Auszeit, indem Sie abends offline sind und sich bewusst viel Zeit für Ihre Liebsten nehmen. Autogenes Training und Yoga können dabei helfen, sich zu entspannen und damit Begleiterscheinungen von Mobbing wie z. B. Stresssymptome zu lindern.
5. Wechseln Sie den Arbeitgeber
Mit Ihrer Kündigung erreicht der Täter streng genommen sein Ziel, welches darin bestand, Sie auszugrenzen und zu vertreiben. Doch sehen Sie es mal so: Sie müssen schließlich auf sich achten und sich selbst schützen. Für diesen Zweck kann auch ein Arbeitgeberwechsel erforderlich sein, wenn es Ihnen dadurch besser geht.
Fazit
Wer bei der Arbeit gemobbt wird, fühlt sich meist so, als stünde er völlig alleine da. Dabei kann man von seinem Umfeld – ob nun von anderen Kollegen oder aber dem Vorgesetzten – Unterstützung einfordern. Wichtig ist, dass man nicht schweigt und den Täter damit indirekt schützt, sondern das Thema Mobbing bei der Arbeit auch anspricht und öffentlich macht. So zwingt man den Täter in die Defensive und tritt heraus aus seiner Opferrolle!