Wenn man nicht auf sich aufpasst, kann die Arbeit einen krank machen. Die Ursachen dafür können je nach Branche vielfältig sein. Umso wichtiger ist es, möglichen Erkrankungen schon frühzeitig vorzubeugen. Wir haben deswegen Übungen für Sie herausgesucht, die Sie ganz einfach in Ihren Arbeitsalltag integrieren können!
Immer mehr Deutsche leiden unter sogenannten Berufserkrankungen. Und auch abgesehen von typischen Berufserkrankungen sind deutsche Arbeitnehmer immer häufiger krank: 2017 sind die Fehltage im Vergleich zum Vorjahr angestiegen, wie eine Auswertung der Krankenkasse DAK-Gesundheit zeigt. Demnach fehlten die meisten Arbeitnehmer krankheitsbedingt aufgrund von Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems wie etwa Rückenleiden (21,8 Prozent), gefolgt von psychischen Erkrankungen (16,7 Prozent) und Erkrankungen des Atmungssystems wie z. B. Husten und Schnupfen (15,4 Prozent).
Davon sind nicht nur Arbeitnehmer betroffen, die körperlich anstrengenden Tätigkeiten nachgehen. Auch Menschen, die im Büro arbeiten, leiden unter körperlichen Beschwerden während oder nach der Arbeit. Beinahe 80 Prozent der Büroangestellten klagen z. B. über Nacken- und Schulterbeschwerden. Auch Schmerzen in den Ellenbogen und Unterarmen, in den Händen oder in den Handgelenken sind besonders häufig zu verzeichnen. Der Grund: Das Muskel-Skelett-System wird bei Bürotätigkeiten, die überwiegend in nur einer Haltung stattfinden, sehr einseitig belastet.
Psychische Erkrankungen nehmen zu
Zusätzlich zeichnet sich seit Jahren eine Tendenz zu immer mehr Ausfällen auf Arbeitnehmerseite aufgrund von psychischen Erkrankungen ab. Nach Angaben des AOK-Bundesverbandes stiegen die Arbeitsausfälle aufgrund psychischer Erkrankungen in den vergangenen zehn Jahren mit einem Zuwachs von 79,3 Prozent sogar enorm an. Allein unter AOK-Mitgliedern fehlte jeder zehnte Versicherte 2016 wegen einer psychischen Erkrankung.
Mehr Erwerbsminderungsrenten
Der Anstieg von Erkrankungen spiegelt sich auch in der Beantragung der Erwerbsminderungsrente wider. Seit 2007 gab es immer mehr Neuanträge auf Erwerbsminderungsrente. Der Anteil der Anträge, die dabei aufgrund von psychischen Krankheiten gestellt werden, steigt ebenfalls stetig an. Im Jahr 2013 gab es im Vergleich zu 2005 bereits 19.351 Anträge mehr, die auf psychischen Leiden basierten.
Mittlerweile sind psychische Erkrankungen die häufigste Ursache für den Bezug der Erwerbsminderungsrente. Knapp 43 Prozent aller Neurentner schieden 2016 demnach wegen einer dauerhaften psychischen Erkrankung aus dem Berufsleben. Bei 13,1 Prozent war der Grund für den Bezug der Erwerbsminderungsrente eine Erkrankung des Skeletts oder der Muskulatur, bei 12,8 Prozent Krebs und bei 9,3 Prozent lag eine Herz- bzw. Kreislauferkrankung vor.
Arbeitnehmer in manchen Regionen häufiger krank
Ob Arbeitnehmer krank sind oder nicht, hängt auch davon ab, wo sie leben. Mönchengladbacher Arbeitnehmer waren 2017 seltener krank als im Vorjahr. Allerdings schnitten sie im Vergleich zum übrigen Rheinland schlechter ab und das obwohl die Versicherten in Mönchengladbach im Durchschnitt sogar jünger sind. Ein Grund hierfür könnte sein, dass sich in Mönchengladbach größere Betriebe befinden und hier der Krankenstand oftmals höher ist als bei kleineren Unternehmen im ländlichen Bereich.
Insgesamt lag der Gesamtkrankenstand, laut einer Auswertung der Krankenkasse AOK, bei AOK-Mitgliedern im Rheinland bei 5,6 Prozent im Jahr 2017 und somit unter dem durchschnittlichen Gesamtkrankenstand von 5,9 Prozent.
Wenn der Beruf krank macht
Ob es sich bei den Krankmeldungen allerdings um berufsbedingte Erkrankungen handelt, geht aus diesen Statistiken nicht hervor. Eine Berufserkrankung liegt nämlich erst dann vor, wenn nach den Erkenntnissen der medizinischen Wissenschaft eine Erkrankung durch besondere Einwirkungen ausgelöst wurde. Das kann etwa der Fall sein, wenn eine Reinigungskraft eine starke Allergie gegen Reinigungsmittel entwickelt. Entscheidend ist, dass die besonderen Einwirkungen in der jeweiligen Berufsgruppe deutlich stärker sein müssen als bei der Gesamtbevölkerung.
Wann liegt eine Berufskrankheit vor?
Ob eine Krankheit als Berufskrankheit gilt oder nicht, kann nur durch ärztlichen Beschluss erfolgen. Genau genommen muss der Beirat (der ärztliche Sachverständigenbeirat „Berufskrankheiten“) der Bundesregierung vorschlagen, eine Krankheit als Berufserkrankung anerkennen zu lassen. Das bedeutet, dass es sich hierbei nicht um eine Einzelfallentscheidung handelt. Alle Berufskrankheiten werden in der sogenannten Berufskrankheiten-Liste (BK-Liste), der Anlage 1 zur Berufskrankheitenverordnung (BKV), aufgeführt.
Allerdings kann man, wenn man den Verdacht hat an einer Berufserkrankung zu leiden, seinen Arzt aufsuchen. Dieser kann entscheiden, ob er nach einer Untersuchung den Fall der Berufsgenossenschaft meldet. Dann erhält man als Patient Fragebögen, in denen man u. a. angeben muss, wie lange das Krankheitsbild schon besteht und wie man genau gearbeitet hat. Das bewertet die Berufsgenossenschaft im Anschluss im Hinblick darauf, ob bestimmte medizinische und arbeitstechnische Voraussetzungen erfüllt sind.
Zahl der Berufserkrankungen deutlich gestiegen
Immer mehr Arbeitnehmer sind heutzutage von Berufserkrankungen betroffen. Das liegt nicht zuletzt daran, dass auch immer mehr Krankheiten als Berufserkrankungen anerkannt werden. Folglich wächst auch die Zahl der Erkrankungen, die als Berufskrankheit gelten, immer weiter an.
Von Berufskrankheiten betroffen sind oftmals Berufsgruppen, die
- mit bestimmten Chemikalien arbeiten/in Kontakt kommen,
- besonderen physikalischen Einwirkungen ausgesetzt sind,
- die physisch belastende Tätigkeiten ausüben oder
- die Arbeiten unter Lärm oder Staub verrichten.
Die häufigste Berufskrankheiten
Die häufigste Berufskrankheit ist Lärmschwerhörigkeit. Vor allem Bauarbeiter und Beschäftigte in der Land- und Forstwirtschaft sind hiervon betroffen. Die zweithäufigste Berufserkrankung ist die Asbestose, die durch die Einatmung asbestfaserhaltigen Staubs entsteht. Zu den häufigsten berufsbedingten Erkrankungen gehören außerdem Hauterkrankungen, Silikose (Staublunge), durch Asbest ausgelöster Lungen- und Kehlkopfkrebs, Mesotheliome, allergische Atemwegserkrankungen, chronische Bronchitis, Verletzungen der Kniegelenke und Infektionskrankheiten wie Hepatitis.
Sport beugt Krankheiten vor
Dass Sport die eigene Fitness steigert, ist wohl den meisten Menschen heutzutage bewusst. Aber wie stark der Einfluss von Sport auf die eigene Gesundheit ist, macht folgendes Beispiel deutlich: Wer pro Woche 1000 Kalorien durch Sport mehr verbraucht, wird ganz allgemein seltener krank. Das betrifft nicht nur Erkältungen, sondern auch Krankheiten wie Krebs, Diabetes und Herz-Kreislauf-Krankheiten.
10 Tipps für mehr Fitness am Arbeitsplatz
Gute Nachrichten für Sportmuffel: Um sportlich aktiv zu werden, muss man nicht mal unbedingt den Arbeitsplatz verlassen. Viele Übungen lassen sich ganz einfach in den Arbeitsalltag integrieren. Dafür muss man noch nicht einmal seine gewohnten Arbeitsabläufe unterbrechen.
Der Vorteil ist, dass man Bewegung so als festen Bestandteil seines Tagesablaufs etabliert, anstatt sich bei der Arbeit bloß einseitig zu bewegen und die Fehlhaltung dann in der Freizeit korrigieren zu wollen. Wir zeigen Ihnen wie das aussehen kann!
1. Beim Telefonieren gehen
Im Büro verbringt man in aller Regel viel Zeit damit, mit anderen Menschen zu telefonieren. Diese Zeit kann man nutzen, um sich die Beine zu vertreten. Das bietet ganz nebenbei auch den Vorteil, dass man nicht in sich zusammengesunken dasitzt und somit schnell aus der Puste kommt. Geht man beim Telefonieren durch das Büro, wirkt man beim Telefonat außerdem meist viel lockerer!
2. Auf dem Weg zur Arbeit aktiv bleiben
Auch auf dem Weg zur Arbeit kann man durch kleine Veränderungen Großes bewirken. Wenn man mit dem Auto fährt, kann man z. B. etwas weiter weg parken und so ein wenig mehr Weg zur Arbeit zurücklegen. Wer dagegen mit den öffentlichen Verkehrsmitteln anreist, kann freiwillig auf einen Sitzplatz verzichten und im Stehen anreisen oder aber eine Haltestelle früher aussteigen, um den Rest der Strecke zu Fuß zu gehen.
3. Die Treppe benutzen
Geben Sie es ruhig zu: Nutzen auch Sie für ganz kurze Fahrten den Aufzug? Überwinden Sie sich und benutzen Sie lieber die Treppe. Das läppert sich aufs Jahr gerechnet nämlich ganz schön zusammen. Wenn Sie nur 10 Stufen bis zu Ihrem Büro erklimmen müssen und diese nur einmal am Tag hoch und runter gehen, dann sind das bei ca. 230 Arbeitstagen im Jahr schon 4600 Stufen!
4. Kopf- und Nackenschmerzen wegatmen
Eine einfache Atemübung kann Ihnen bei Kopf- und Nackenschmerzen helfen. Setzen Sie sich hierfür auf einen Stuhl und lassen Sie die Schultern locker runterhängen. Atmen Sie nun ein und ziehen Sie die Schultern beim Einatmen hoch. Mit dem Ausatmen lassen Sie die Schultern dann wieder nach hinten fallen.
5. Die Knie dehnen
Wenn die Knie schmerzen, kann Ihnen folgende Übung helfen: Stellen Sie sich vor Ihren Schreibtisch und stützen Sie sich mit den Händen auf dem Tisch ab. Legen Sie dabei Ihren Fuß mit dem Fußrücken auf Ihren Bürostuhl hinter sich. Nun strecken Sie den Fuß langsam nach hinten aus und zwar so, dass der Stuhl sich nach hinten bewegt. Halten Sie die Dehnung etwa 10 Sekunden und ziehen Sie den Fuß langsam wieder nach vorne.
6. Die richtige Sitzposition
Die schonendste Sitzhaltung sieht folgendermaßen aus: Ihre Knie bilden einen 90 Grad-Winkel und Ihre Füße liegen gerade auf dem Boden auf. Wenn Sie Ihre Unterarme auf dem Schreibtisch ablegen, bildet Ihr Ellbogengelenk ebenfalls einen 90 Grad-Winkel. Zugleich haben Ihre Augen etwa 50 bis 80 cm Abstand zum Bildschirm.
Wer dagegen öfters in seinem Bürostuhl „hängt“, sollte darauf achten, die Position immer wieder zu wechseln, um durch das Ändern der Haltung eine überwiegend einseitige Belastung zu vermeiden.
7. Gönnen Sie Ihren Augen eine Pause
Auch Ihre Augen werden bei der Arbeit strapaziert, vor allem, wenn Sie viel am Computer arbeiten. Gönnen Sie Ihren Augen daher immer mal wieder ein paar Minuten Pause und wenden Sie sich Aufgaben zu, die nicht am Bildschirm stattfinden.
8. Öfter mal strecken
Um Verspannungen und in der Folge auch Schonhaltungen zu vermeiden, sollten Sie sich immer mal wieder durchstrecken. Das gelingt etwa mit folgender Übung: Setzen Sie sich so auf einen Stuhl, dass Ihr Rücken an der Rückenlehne anliegt. Nehmen Sie Ihre Hände so, als würden Sie sich selbst die Hand schütteln, und strecken Sie Ihre Arme nach vorne aus. Atmen Sie tief ein und strecken Sie Ihre Arme senkrecht nach oben. Strecken Sie sich weit nach hinten und halten Sie diese Position für drei bis vier Atemzüge. Lassen Sie Ihre Arme nun wieder langsam sinken. Wiederholen Sie die Übung noch zweimal.
9. Die Nackenmuskulatur stärken
Wenn Sie Ihre Nackenmuskulatur stärken, können Sie Verspannungen und damit auch Kopfschmerzen ganz einfach vorbeugen. Setzen Sie sich dafür so auf einen Stuhl, dass Ihr Gesäß ganz an die Rückenlehne gerückt ist. Sitzen Sie mit aufrechtem Oberkörper und ziehen Sie die Schulterblätter sowohl nach hinten als auch nach unten. Ihre Hände verschränken Sie dabei hinter dem Kopf, die Ellbogen zeigen nach außen und bilden mit Ihren Ohren eine Linie. Nun versuchen Sie, mit den Handflächen den Kopf nach vorn zu drücken. Mit Ihrem Kopf halten Sie dagegen, achten dabei aber darauf, den Nacken lang zu lassen, also die Schultern nicht anzuheben.
10. Die Beinvenen entlasten
Beim Sitzen wird die sogenannte Wadenmuskelpumpe so gut wie gar nicht beansprucht, die das Blut aus den Beinen Richtung Herz pumpt. Die Folge: Das Blut kann sich in den Beinen stauen und schwere Beine oder sogar Thrombosen verursachen. Diese Übung kann dem entgegenwirken: Stellen Sie sich mit geschlossenen Beinen hinter Ihren Bürostuhl und legen Sie Ihre Hände locker auf der Rückenlehne ab. Stellen Sie sich aufrecht hin und halten Sie den Rücken gerade. Nun stellen Sie sich auf die Zehenspitzen, während Sie die Zehen zusammenhalten und strecken sich so hoch, dass Sie die Balance noch gut halten können. Halten Sie die Position zehn Sekunden. Lassen Sie sich nun langsam wieder absinken. Wiederholen Sie die Übung insgesamt zehnmal.
Fazit
Im Beruf ist man bei einseitiger physischer (oder psychischer) Belastung Gesundheitsrisiken ausgesetzt. Daher ist es wichtig, möglichst frühzeitig potenziellen gesundheitlichen Risiken entgegenzuwirken. Wir haben Ihnen gezeigt, dass das sogar ganz beiläufig geht und sich mit ein paar einfachen Techniken und wenigen Minuten täglich in den Arbeitsalltag integrieren lässt. Probieren Sie es doch einfach aus!