Neuro-Linguistisches Programmieren (kurz NLP) ist eine Sammlung von Kommunikationstechniken und ‑methoden zur Veränderung psychischer Abläufe im Menschen. Sie sollen Menschen mit Problemlagen dabei helfen, neue Strategien zu entwickeln und aus alten Handlungsmustern auszubrechen. Wir haben uns für Sie informiert wie das funktionieren soll!
Die Ursprünge des Neuro-Linguistischen Programmierens
Seinen Ursprung hatte das Neuro-Linguistische Programmieren bereits in den 1970er Jahren. Der Informatik- und Psychologiestudent Richard Bandler und der Sprachwissenschaftler Dr. John Grinder stellten sich damals gemeinsam die Frage, was den Erfolg der drei bekanntesten und erfolgreichsten Therapeuten der USA (Milton Erickson, Fritz Perls und Virginia Satir) ausmachen würde. Ihr Ziel war es herauszufinden, wie erfolgreiche Psychotherapien wirken.
Dabei fanden Bandler und Grinder heraus, dass der Erfolg jener Therapeuten nicht von den psychologischen Theorien der Therapeuten abhing; vielmehr gingen diese intuitiv vor. Dabei wandten sie unbewusst bestimmte Kommunikations- und Verhaltensmuster an. In dem Wunsch, die Erfolge dieser Therapeuten für andere nachvollziehbar zu machen, fassten sie diese Kommunikations- und Verhaltensmuster in einem System zusammen und nannten es Neuro-Linguistisches Programmieren (NLP).
Die Ursprünge von NLP in Deutschland
Um 1980 wurde NLP auch in Deutschland populär. Als die ersten Anwender von NLP in Deutschland gelten die Therapeuten Thies Stahl und Gundl Kutschera sowie der Coach Bert Feustel. Alle drei praktizieren heute noch die Neuro-Linguistische Programmierung.
In Deutschland wurde zunächst die GANLP als Verband gegründet, die vom DVNLP, dem Deutschen Verband für Neuro-Linguistisches Programmieren, abgelöst wurde. Darüber hinaus existieren noch weitere internationale Verbände zum Thema NLP.
Neuro-Linguistisches Programmieren heute
Heute wird NLP jedoch vielmehr als Modell menschlichen Lernens und menschlicher Kommunikation verstanden, das dabei unterstützen kann, neue Handlungsanweisungen für sich zu definieren.
Demnach sollen mit NLP Vorgänge im Gehirn (= Neuro) mit Hilfe der Sprache (= linguistisch) auf Basis systematischer Handlungsanweisungen verändert werden können (= Programmieren). Je nachdem, wie wir zu einem bestimmten Zeitpunkt uns selbst und unsere Umwelt wahrnehmen, wie wir denken, welche Überzeugungen wir haben, wie wir fühlen und wie wir diese Gefühle bewerten, kann ein und dieselbe Situation als angenehm und wohltuend oder aber als schwierig empfunden werden.
Auf viele Bereiche anwendbar
Dabei ist NLP jedoch nicht nur für den therapeutischen Einsatz konzipiert. Neuro-Linguistisches Programmieren ist nämlich inhaltlich nicht gebunden, da es sich mit der Steuerung kommunikativer Prozesse beschäftigt. Aus diesem Grund wird NLP heute in ganz verschiedenen Bereichen angewandt wie z. B. im Verkauf, im pädagogischen Bereich, im Sport, Management usw.
Wie funktioniert NLP?
Beim Neuro-Linguistischen Programmieren (NLP) wird davon ausgegangen, dass Menschen sich darin unterscheiden wie sie die Welt wahrnehmen. Das heißt, dass jeder Mensch sich selbst, bestimmte Situationen, andere Menschen usw. subjektiv wahrnimmt und individuell erlebt. NLP soll dabei helfen, bewusst zu machen, welche Faktoren das eigene Leben prägen. Davon ausgehend können dann Handlungsmodelle erschaffen werden, um diese Faktoren zu ändern.
Dazu beschreibt das Neuro-Linguistisches Programmieren (NLP) wie Menschen
- sich selbst und ihre Umwelt wahrnehmen,
- diese Informationen auf ihre eigene Weise verarbeiten,
- auf dieser Grundlage handeln,
- entsprechend miteinander kommunizieren und
- lernen und sich verändern.
Der Mensch nimmt mit den Sinnen wahr
Seine Umwelt nimmt der Mensch dabei mit seinen fünf Sinnen (subjektiv) wahr:
- visuell (d. h. mit den Augen)
- auditiv (d. h. mit den Ohren)
- kinästhetisch (d. h. mit allen Teilen seines Körpers, siehe Tiefensensibilität / Haptische Wahrnehmung)
- olfaktorisch (d. h. mit der Nase)
- gustatorisch (d. h. mit dem Geschmackssinn)
Die fünf Kommunikationskanäle werden mit VAKOG abgekürzt (visuell, auditiv, kinästhetisch, olfaktorisch und gustatorisch). Darüber hinaus wird bei NLP davon ausgegangen, dass jeder Mensch ein oder zwei Sinne bevorzugt verwendet.
Die Einteilung in Lerntypen
Abhängig davon, welche Sinne ein Mensch bevorzugt verwendet, um seine Umgebung wahrzunehmen, erfolgt auch die Einteilung in bestimmte Lerntypen. Der Lerntyp hat Auswirkungen darauf, wie viele Informationen etwa bei einer Ansprache ankommen bzw. verloren gehen.
Vorannahmen des NLP
NLP geht zunächst von verschiedenen Vorannahmen aus, die man auch als Grundsätze des NLP bezeichnen könnte. Die beiden ersten Vorannahmen lauten wie folgt:
- Alle Menschen sind einzigartig und erleben die Welt auf unterschiedliche Weise. Deshalb hat auch jeder Mensch seine eigene Art zu sein.
- Geist, Körper und Umwelt bilden ein einheitliches System. Die geistige Einstellung eines Menschen beeinflusst sein psychisches und physisches Wohlbefinden. Ebenso kann das Handeln auch das Denken verändern.
Aus der Kombination der ersten beiden Annahmen sollen dem Autor und Coach Robert Dilts zufolge alle Modelle und Techniken des NLP entstanden sein. Zwar existieren noch weitere Vorannahmen; die Vorannahmen gelten jedoch nicht als absolute Wahrheiten und können somit auch verändert oder ergänzt werden. Allerdings wird die Akzeptanz der Vorannahmen für eine effektive Anwendung des NLP vorausgesetzt.
Kritik an NLP
Eine Kritik, die an NLP geäußert wird, lautet, dass es sich hierbei um eine Pseudowissenschaft handeln würde. Wohl muss an dieser Stelle angemerkt werden, dass sich NLP nicht als Wissenschaft begreift. Zudem wird bei NLP oft Bezug zu wissenschaftlichen Theorien genommen.
Der Erfolg, der dabei von Anhängern des NLPs bescheinigt wird, wurde bislang nicht im Rahmen von Evaluationsverfahren geprüft. Deswegen ist fraglich, ob NLP so erfolgreich ist wie seine Anhänger behaupten.
Ein weiteres Problem von NLP ist außerdem, dass die Vorannahmen variabel sind, d. h. Vertreter des NLP kombinieren die Inhalte zum Teil mit esoterischen Lehren, was zu einer Vermischung führt.
Techniken des NLP
Es gibt verschiedene NLP-Techniken, die zu den verschiedensten Anwendungsbereichen passen. So existieren NLP-Techniken für Paare oder Gruppen, in denen beispielsweise Kommunikations- und Kooperationsformate trainiert werden, und NLP-Techniken, die auch oder ausschließlich für Einzelpersonen geeignet sind. Auch der Zeitaufwand für die unterschiedlichen Techniken variiert stark. So dauert die Swish-Technik beispielsweise nur wenige Minuten im Gegensatz zu anderen Techniken.
Ein thematischer Schwerpunkt der NLP-Techniken ist die Ausbildung der Wahrnehmung als Voraussetzung für erfolgreiche Kommunikation gemäß dem Motto: Nur wer weiß, was seine Worte und Körpersprache auslösen, kann auch darauf reagieren und richtig handeln. Andere NLP-Techniken beeinflussen unsere Wahrnehmung der Realität, um die Sichtweise auf Dinge zu ändern und damit den Umgang mit ihr zu beeinflussen. Anbei stellen wir einige der Techniken des NLP vor.
1. Rapport
Beim Rapport soll ein Draht zum Gegenüber aufgebaut werden, indem man das Verhalten des Gegenübers spiegelt. Dies geschieht auch unbewusst, wenn Menschen aufeinandertreffen: Sie passen ihr Verhalten unbewusst an das Verhalten ihres Gegenübers an. Dieser Effekt ist umso stärker ausgeprägt, je sympathischer sich zwei Gesprächspartner sind. Beim NLP führt man ganz bewusst diesen Effekt herbei, indem man Gesten und Mimiken des Gegenübers aufgreift.
2. Ankern
Beim NLP geht man davon aus, dass Bilder, Gerüche, Geschmacksempfindungen und Gesten beim Menschen durch Erfahrungen miteinander verknüpft sind. Ein Beispiel dafür wäre, dass ein Lied, das man hört, an eine bestimmte Person oder Situation erinnert. Beim Ankern werden neue emotionale Verknüpfungen geschaffen. So kann man beim Empfinden von Glücksempfindungen beispielsweise bestimmte Bewegungen einüben und diese Gefühle später durch die ausgeführte Bewegung aktivieren.
3. Six-Step-Reframing
Das Six-Step-Refraiming ist ein Interventionsmodell, bei dem in sechs Schritten unerwünschte Verhaltensweisen durch bessere Alternativen ausgetauscht werden sollen.
- Das Muster identifizieren: Im ersten Schritt muss man identifizieren, mit welchem unerwünschten Verhalten man aufhören möchte und wieso dies bislang nicht gelungen ist.
- Die Kommunikation zu dem Teil etablieren, der für das Muster verantwortlich ist: Dazu können Gerüche gehören, aber auch Gefühle oder Bilder.
- Trennen Sie das Verhalten: Das unerwünschte Verhalten ist auch nur ein Weg, um zu einem bestimmten positiven Ergebnis zu kommen. Daher soll man sich im dritten Schritt fragen, wie man dieses Ziel auf anderem Weg erreichen könnte.
- Neue Verhaltensweisen hervorbringen: Im vierten Schritt muss man sich mögliche Alternativen überlegen.
- Sich die Frage stellen „Bist du bereit, die drei neuen Alternativen im entsprechenden Kontext einzusetzen?“
- Ökologischer Check: Falls man bereit ist, geht man über zu Schritt 6, ansonsten kehrt man zurück zu Schritt 2.
4. Swish-Technik
Die Swish-Technik dient dazu, unliebsame Gewohnheiten abzulegen und Motivation aufzubauen. Dies erfolgt folgendermaßen:
- Das ungewünschte Verhalten identifizieren.
- Auslösendes Bild schaffen: Man soll eine bildliche Assoziation zum unerwünschten Verhalten schaffen, die möglichst negativ geprägt ist.
- Zielbild kreieren: Man muss sich nun ein möglichst positives Bild erschaffen, an dem eine Person von außen erkennen würde, dass man in gewünschter Weise handeln kann.
- Swish vornehmen: Der sogenannte Swish besteht darin, das auslösende Bild groß und hell zu sehen und das Bild der Zielvorstellung klein und dunkel in Gedanken in die rechte untere Ecke zu setzen. Nun lässt man das kleine dunklere Bild gedanklich heller und größer werden und das auslösende Bild ganz bedecken. Das auslösende Bild wird dabei gleichzeitig blasser und kleiner.
- Wiederholung des Swish (mindestens 7x)
- Test durchführen: Wenn man sich nun das erste Bild vorstellt, soll dies bei einem funktionierenden Swish nur schwer möglich sein.
5. Fast-Phobia
Die Technik Fast-Phobia soll dabei helfen, Phobien innerhalb kürzester Zeit zu beseitigen. Dazu soll man sich die jeweilige phobische Situation als Schwarz-Weiß-Film vorstellen. Anschließend soll man den Film gedanklich farbig machen und rückwärts ablaufen lassen. Auf diese Weise soll sich die Phobie nach mehrmaliger Durchführung der Technik auflösen.
Fazit
Neuro-Linguistisches Programmieren scheint kein echter Ersatz für eine Therapie zu sein. Jedoch kann man NLP als Methode betrachten, um die eigene Wahrnehmung und damit auch das eigene Verhalten bewusst zu machen und dadurch zu ändern, ähnlich wie bei Achtsamkeitsübungen. So kann man die Techniken entweder begleitend zu einer Therapie umsetzen oder auch bei der Umsetzung kleinerer Ziele wie der Steigerung der Motivation nutzen.