Natürlich wünscht man sich einen Arbeitsplatz, an dem jeder mit jedem klarkommt. Schwierige Arbeitskollegen gibt es jedoch überall. Daher ist es nur normal, dass es hier schon einmal zu Konflikten kommt oder dass man sich nicht mit jedem versteht. Wir stellen Ihnen typische Problemfälle vor und zeigen wie Sie mit diesen umgehen-
Bei der Arbeit hat man es mit ganz unterschiedlichen Typen von Menschen zu tun. Die wiederum haben alle Stärken, aber auch ihre individuellen Schwächen. Wenn diese Schwächen aufeinanderprallen, kann es leicht zu Auseinandersetzungen kommen. Kein Wunder also, dass es bei 70 Prozent der Auseinandersetzungen in Unternehmen gar nicht um Fachliches geht. Anders als beim persönlichen Bekanntenkreis muss man allerdings lernen, damit umzugehen, wenn einem daran gelegen ist, seinen Job langfristig zu halten und eine angenehme Arbeitsatmosphäre zu schaffen.
Zunächst einmal sollte man sich bei Konflikten unbedingt die Frage stellen: Ist der Konflikt wirklich begründet oder geht mir mein Kollege bloß auf die Nerven? Das ist sehr häufig dann der Fall, wenn es aktuell stressig zugeht. Wenn Sie nicht sicher sind, fragen Sie sich, ob Sie auf die gleiche Weise bei einem anderen Kollegen reagieren würden. Lautet die Antwort nein, überlegen Sie, wie Sie in dieser Situation mit dem anderen Kollegen umgehen würden.
Schwierige Arbeitskollegen: Tipps für den Umgang
Sachlich bleiben
Eine der wichtigsten Grundregeln ist, nicht gleich emotional zu reagieren, sondern jeden Konflikt sachlich anzugehen. Schließlich darf man nicht vergessen, dass man in erster Linie in einem professionellen Verhältnis zueinander steht. Daran sollte man sich auch dann halten, wenn man im Büro einen lockeren Umgang pflegt oder auch privat miteinander zu tun hat.
Ihnen muss allerdings bewusst sein, dass dies nicht jedem so leicht gelingt. Stellen Sie sich also darauf ein, dass Ihr Gegenüber möglicherweise emotional oder destruktiv reagiert. Sie dürfen ihm dann auf keinen Fall im selben Tonfall antworten, da die Gefahr einer Eskalation zu groß ist. Die Emotionen Ihres Kollegen müssen Sie jedoch unbedingt ernst nehmen.
Sich in den Kollegen hineinversetzen
Dazu gehört es, sich erst einmal zurückzunehmen und die Situation mit etwas Abstand zu betrachten. Atmen Sie also zunächst tief durch, bevor Sie viel zu vorschnell auf einen Vorwurf des Kollegen reagieren. Führen Sie sich vor Augen, dass man zudem jede Aussage unterschiedlich auslegen bzw. verstehen kann.
Jede Aussage hat unterschiedliche Ebenen
Das hat bereits der Kommunikationswissenschaftler und Psychologe Friedemann Schulz von Thun festgestellt. In seinem Vier-Seiten-Modell beschreibt er die vier unterschiedlichen Ebenen einer Aussage: Sache, Appell, Beziehung und Selbstoffenbarung. Diese führen dazu, dass eine Aussage anders interpretiert werden kann als sie auf der sprachlichen Ebene zunächst einmal vermittelt wird.
Beispiel: Sie erledigen eine Aufgabe und Ihr Chef sagt zu Ihnen „Das haben Sie heute aber schnell erledigt.“ Diese Aussage können Sie nun auf unterschiedlichen Ebenen verstehen und dementsprechend unterschiedlich deuten. Auf der Sachebene würde das bedeuten: „Die Aufgabe wurde schnell erledigt.“ Auf der Appellebene: „So schnell sollten Sie immer arbeiten (statt so langsam wie sonst).“ Auf der Beziehungsebene: „Ich darf das bewerten, weil ich der Chef bin – und Sie mein Untergebener.“ Und auf der Ebene der Selbstoffenbarung: Ihr Chef ist ein kleiner Kontrollfreak, der genau im Blick behält wie schnell seine Angestellten arbeiten. Daher denken Sie immer daran, dass Sie eine Aussage möglicherweise anders bewerten als sie letztlich gemeint war. (Mehr zum Thema nonverbale Kommunikation finden Sie übrigens hier.)
Miteinander reden, nicht übereinander
Wollen Sie sich eine zweite Meinung einholen, wieso sich schwierige Arbeitskollegen auf eine bestimmte Weise verhalten? Selbstverständlich besteht die Möglichkeit, sich auch bei Dritten Rat zu suchen. Wichtig ist, dabei nicht in Lästereien abzuschweifen, sondern auch hier sachlich zu bleiben! Dazu gehört, sich im Gespräch mit Dritten nicht unnötig in die Sache hineinzusteigern. Überlegen Sie also gut, wem Sie sich in dieser Angelegenheit anvertrauen!
Damit man also nicht versehentlich Konflikte da entstehen lässt, wo gar kein Anlass vorhanden war, ist es immer am besten, sich mit der betreffenden Person selbst auseinandersetzen. Andere Kollegen hinzuzuziehen birgt stets die Gefahr, dass man sich in eine Angelegenheit hineinsteigert, die zu Beginn gar nicht konfliktbeladen war.
Auf den individuellen Problemfall eingehen
Haben Sie es Ihrer Meinung nach mit einem schwierigen Arbeitskollegen zu tun, ist es wichtig sich im Vorfeld zu überlegen, wie und womit man an den Kollegen herantreten möchte. Vergessen Sie dabei nicht, die persönlichen Eigenheiten Ihres Gegenübers zu beachten. Schließlich müssen Sie mit einem besonders sensiblen Kollegen anders umgehen als mit einem Kollegen, der Ihnen grundsätzlich widerspricht.
Damit es Ihnen leichter fällt, die möglichen Motive Ihres jeweiligen Gegenübers nachzuvollziehen, haben wir 13 verschiedene Problemfälle zusammengetragen, die einem im Berufsalltag begegnen können.
13 schwierige Arbeitskollegen auf die Sie sich bei der Arbeit einstellen müssen
1. Der Immer-alles-besser-Wisser
Dieser Typ Kollege kann schnell nerven. Schließlich muss er zu allem, ja, wirklich allem seinen Senf hinzugeben. Das bedeutet nicht, dass er tatsächlich etwas Konstruktives beizutragen oder gar eine bessere Lösung parat hat. Es geht ihm hauptsächlich darum, das letzte Wort zu haben und Aufmerksamkeit zu generieren.
Wie Sie mit diesem Kollegen umgehen? Trainieren Sie sich ein paar freundliche Floskeln an, die diesen Mitarbeiter in die Schranken weisen. Das könnte etwa ein Hinweis sein wie „Möchten Sie dem noch etwas hinzufügen, Herr Kollege?“. Wenn diese Frage wiederholt aufkommt, wird auch er verstehen, dass seine Meinung tatsächlich nicht immer erwünscht ist.
2. Der Kritikunfähige
Achten Sie bei diesem Kollegen unbedingt darauf wie Sie sich ausdrücken. Schließlich laufen Sie hier schnell auf Eierschalen. Sie möchten sich über einen begangenen Fehler austauschen bzw. Verbesserungsvorschläge machen? Stellen Sie sich darauf ein, dass Ihr Kollege höchstwahrscheinlich beleidigt reagieren oder zum Gegenangriff ansetzen wird. So oder so, meist läuft es darauf hinaus, dass der Kritikunfähige die Schuld von sich weist. Der Grund dafür ist meistens Unsicherheit.
Damit ein solcher Mitarbeiter konstruktiv reagiert, müssen Sie ihm das Gefühl geben, dass kein Grund für Unsicherheit besteht. Dazu gehört, das Gespräch unter vier Augen zu führen, sich dabei wertschätzend zu verhalten und gleichzeitig anzusprechen, was er gut gemacht hat.
3. Der Resignierte
Dieser Kollege ist vor allem eines: Frustriert. Er scheint sich von seinem Job innerlich schon verabschiedet zu haben. Daher reagiert er auf Verbesserungsvorschläge oder Veränderungen auch mit entsprechender Abwehr. Sehr häufig ist aus seinem Mund zu hören: „Das geht nicht!“ Besonders problematisch ist dieser Kollege, wenn er bereits eine sehr lange Betriebszugehörigkeit zu verzeichnen hat. Dann redet er die Kompetenz derer klein, die sich um Verbesserungen bemühen.
Beziehen Sie diesen Kollegen dennoch weiter mit ein, um ihn nicht noch weiter zu frustrieren. Dann überrascht er Sie möglicherweise. Schließlich will auch er das Gefühl haben, eine Rolle zu spielen. Bitten Sie diesen Kollegen also gezielt um Unterstützung bei einem klar definierten Ziel und Sie könnten ein produktives Teammitglied in ihm finden.
4. Der Das-Glas-ist-halb-leer-Kollege
Dieser Kollege zeichnet sich durch seinen übersteigerten Pessimismus und seine Nörgelei aus. Er ist dem Resignierten zwar recht ähnlich, aber im Grunde schlimmer: Dieses Exemplar findet man auch unter jungen Kollegen, die noch nicht lange arbeiten. Damit zieht er alle Kollegen im Umkreis herunter. Er ist somit ein echter Energiefresser. Seine Einstellung wird sich im Unterschied zum Resignierten leider eher nicht ändern.
Stellen Sie daher gezielt Gegenfragen, wenn der Kollege behauptet, das Projekt sei so nicht umzusetzen, z. B. „Warum nicht?“ Ab einem bestimmten Punkt gehen ihm meist die Argumente aus. Schrecken Sie nicht davor zurück, ihm zu widersprechen.
5. Der Choleriker
Der Choleriker reagiert überzogen aggressiv und sehr impulsiv. Auf was er dabei reagiert, lässt sich schwer vorhersehen. Meist sind die Auslöser sehr klein im Verhältnis zu der überzogenen Reaktion. Daher lässt sich sein Verhalten auch nicht im Vorhinein steuern.
Sie können allerdings nicht noch Öl ins Feuer gießen. Signalisieren Sie stattdessen, dass Sie einem solchen Verhalten keine Bedeutung beimessen. Am besten ist es, Sie äußern sich zu dem Ausbruch gar nicht und nicken diesen bloß ab. Im schlimmsten Fall verlassen Sie einfach den Raum.
6. Der Hinterlistige
Hier sollten Sie mit allem rechnen: Der Hinterlistige erzählt im Zweifelsfall auch Dinge weiter, die unter vier Augen besprochen wurden, oder verpetzt Sie gleich beim Chef.
Sie haben zwei Möglichkeiten zu handeln: Entweder signalisieren Sie ihm, dass Sie sehr wohl wissen wie er sich verhält, denn dann wird er Ihnen mit mehr Vorsicht begegnen. Oder aber Sie vermeiden es einfach, sich diesem Kollegen unnötig anzuvertrauen.
7. Das Faultier
Das Faultier ist besonders geschickt darin, Aufgaben nicht zu erledigen. Mehr noch: Er ist gut darin, beschäftigt zu wirken und zugleich Aufgaben auf andere abzuwälzen – ohne dabei selbst etwas Produktives zu leisten, versteht sich. Als Kollege muss man damit rechnen, dass er gerne um Gefallen bittet, die er wiederum nie erwidert.
Die Lösung? Festnageln. Sie erledigen Ihrem Kollegen etwas zuliebe? Gut, dann übernimmt er dafür eine andere spezifische Aufgabe für Sie. Das sagen Sie ihm auch direkt. Hält er sich nicht daran, untersagen Sie ihm beim nächsten Mal jegliche Unterstützung.
8. Der Missgünstige
Der Missgünstige ist oft ein kleiner Narzisst und giert nach Anerkennung und Lob. Da er selbst unsicher ist, vergleicht er sich oft mit anderen und spielt die Leistungen der anderen dann dementsprechend herunter.
Hier kommt es auf das Ausmaß des Neides an. Wohlwollende können hier Lob aussprechen, falls der Missgünstige selbst etwas Tolles geleistet hat. Sollte das nicht reichen, hilft nur: Entweder ganz ignorieren oder in die Offensive gehen und fragen, ob diese Person neidisch auf die jeweilige Errungenschaft ist.
9. Der Eigenbrötler
Teamarbeit? Der Eigenbrötler macht es einem schwer, mit ihm zusammenzuarbeiten. Am liebsten arbeitet er für sich allein im abgeschiedenen Kämmerlein. Der Grund ist oft Schüchternheit.
Dem können Sie entgegenwirken, indem Sie seine Mitarbeit aktiv einfordern. Das wird ihm zu Anfang sicherlich unangenehm sein. Lassen Sie trotzdem nicht locker und stellen Sie ruhig regelmäßig Fragen oder geben ihm konkrete Aufgaben, um ihn aus seinem Schneckenhaus zu locken!
10. Der Schleimer
Der Schleimer ist eigentlich harmlos, solange er sich nur beim Chef einschleimt und die Kollegen dafür nicht schlecht behandelt. Trotzdem muss man ein solches Verhalten nicht hinnehmen, wenn einem unangemessene Lobesreden unangenehm sind.
Die Lösung: Sagen Sie einfach, dass Ihnen das unangenehm ist und Sie ein solches Verhalten nicht wünschen. Der Schleimer wird dies vielleicht zunächst als falsche Bescheidenheit interpretieren. Wenn Sie ihn wiederholt darauf hinweisen, wird auch er begreifen, dass es Ihnen ernst ist.
11. Das Sensibelchen
Da hat man gerade eine richtig schön hitzige Auseinandersetzung und Ihr Gegenüber bricht in Tränen aus. Da ist man im ersten Moment natürlich geschockt. Immer wieder trifft man im Berufsalltag auf sensible Kollegen, die sich bei der Arbeit mit vielen Dingen beschäftigen – nur nicht mit denen, die ihren Job inhaltlich betreffen. Dafür ist das Sensibelchen beim Kollegium oft beliebt. Das kann schnell und regelmäßig im geselligen Kaffeeklatsch ausarten, was besonders nervig ist, wenn man mit ihm das Büro teilt.
Wichtig ist hier jedoch, Kritik nach Möglichkeit so zu verpacken, dass sie positiv und wohlwollend formuliert ist. Beispiel: „Sie sind immer super über alles hier im Büro informiert, das kann ich selbst überhaupt nicht gut! Aber wäre es vielleicht möglich, wenn Sie sich in der Kaffeeküche treffen? Ich muss hier etwas Dringendes bearbeiten.“ Sie halten das für einen unnötigen Eiertanz? Wer auf das Sensibelchen nicht sanftmütig eingehen möchte, hat es schnell mit folgendem Problemfall zu tun.
12. Die Tratsche
Auch die Tratsche kümmert sich mit Vorliebe nicht um den Inhalt ihrer Arbeit, sondern vor allem um die Informationen, die ihr dabei zu Ohren kommen. Das bringt viele Vorteile mit sich, schließlich gilt Tratsch als förderlich für soziale Bindungen und bietet oft Orientierung für das eigene Handeln. Für die Betroffenen ist Tratsch meist weniger willkommen, insbesondere dann, wenn bestimmte Grenzen überschritten werden und Isolation von einzelnen Kollegen die Folge ist.
Als Mitarbeiter kann man dazu beitragen, die Tratsche in ihre Schranken zu weisen, etwa indem man klar und deutlich sagt „Dazu kann/will ich nichts sagen.“ Das entzieht der Tratsche nämlich die Grundlage.
13. Das Alphatier
Das Alphatier möchte klarstellen, dass es über Ihnen steht. Punkt. Wichtig ist, sich davon nicht einschüchtern zu lassen. Anzeichen für ein Alphatier: Chefgehabe – auch bei gleichgestellten Kollegen.
Ihr Kollege versucht Sie herumzukommandieren? Lassen Sie es nicht zu! Lassen Sie sich von diesem Kollegen zudem auf keinen Fall Aufgaben delegieren. Drehen Sie stattdessen den Spieß auch mal um!
Fazit
Natürlich haben wir hier nur einige und sehr typische schwierige Arbeitskollegen dargestellt. Zudem gestalten sich Auseinandersetzungen im Büroalltag häufig komplizierter. Achten Sie unbedingt darauf, wen Sie jeweils vor sich haben, um sich der Situation entsprechend verhalten zu können.
Vergessen Sie bei Konflikten bei der Arbeit auch nie, dass ein Konflikt eher selten entsteht, weil Sie etwas fachlich falsch gemacht haben. Vielmehr kommt es oft zu einem Aufeinandertreffen zwischen Typen von Kollegen, die weniger gut miteinander harmonisieren. Denken Sie etwa an eine Zusammenarbeit zwischen einem Sensibelchen und einem Choleriker – da sind Probleme fast schon vorprogrammiert. Versuchen Sie herauszufinden, welche Beweggründe hinter dem Verhalten des Kollegen stecken. Dann fällt Ihnen eine sachliche Reaktion gleich viel leichter.