Zufriedene Mitarbeiter sind zugleich produktiver und ihrem Unternehmen gegenüber loyaler. Sie setzen sich nicht zuletzt auch deswegen stärker für die Interessen des Unternehmens ein. Doch was hat Einfluss auf die individuelle Zufriedenheit im Job?
Zufriedene Mitarbeiter sind wichtig für ein Unternehmen. Sie sind loyaler und motivierter als unzufriedene Mitarbeiter und engagieren sich aktiv für den Erfolg einer Firma. Zugleich stellen sie die beste Werbung nach außen dar – und ziehen so die Aufmerksamkeit anderer erfolgsversprechender Mitarbeiter oder auch Kunden auf sich.
Doch viele Menschen sind alles andere als zufrieden mit ihrem Job. Im Rahmen einer Studie des Unternehmens Netigate zur Mitarbeiterzufriedenheit in Deutschland wurden rund tausend Arbeitnehmer befragt. Das Ergebnis: Nur jeder dritte Arbeitnehmer würde seinen Arbeitgeber weiterempfehlen. Offenbar gibt es auf Arbeitnehmerseite einiges zu bemängeln. Was genau kritisiert wird, ist beispielsweise die interne Atmosphäre, zu hoher Stress gepaart mit zu vielen Überstunden oder ein zu geringes Gehalt.
Authentische Einstellungsgespräche sind selten
Das Gehalt wird bereits vor Vertragsschluss verhandelt, weshalb eigentlich jeder vor Vertragsabschluss entscheiden sollte, ob er mit der Bezahlung zufrieden ist. Andere Dinge sind dagegen vor Arbeitsbeginn oft unklar, etwa die Unternehmenskultur oder ob beispielsweise wirklich flache Hierarchien im Betrieb Usus sind.
Der Grund: Im Vorfeld stellen sich die meisten Arbeitgeber positiv dar. Das geschieht nicht einmal mit böser Absicht. Oft präsentiert ein Unternehmen die interne Situation so wie es vom Unternehmen auch gewünscht wäre. Das heißt, als Unternehmen identifiziert man sich mit bestimmten Werten und sieht sich dadurch auch manchmal etwas verfälscht. Angeblich flache Hierarchien können sich dann als ein eigentlich autoritärer Führungsstil entpuppen.
Gerade deshalb sollte man auch als Bewerber im Vorstellungsgespräch gezielt Fragen stellen, um den potenziellen Arbeitgeber besser kennenzulernen. Auch von einem Probearbeitstag kann man profitieren, bei dem man sich einen ganz genauen Eindruck vom Betrieb verschaffen kann.
Mitarbeiter an sich binden
Generell haben Unternehmen ein großes Interesse daran, gute Mitarbeiter auch langfristig an sich zu binden. Schließlich müssen neue Mitarbeiter auch immer wieder eingearbeitet, aber nicht zuletzt auch gefunden werden. Gerade bei Fachkräften erweist sich das manchmal als schwierige Aufgabe. Schließlich will man nicht nur einen Mitarbeiter, dessen Qualifikationen den Anforderungen entsprechen, sondern auch einen neuen Kollegen finden, der sich gut in das bestehende Team einfügen kann.
In der Theorie gibt es viele Ansätze, um Mitarbeiter auch langfristig zu binden. Moderne Unternehmen werben meist mit Work-Life-Balance, gratis Obst, einem Kickertisch oder auch Kaffee & Co. Auf der anderen Seite bedeutet das bei vielen Unternehmen häufig nur, dass man im Gegenzug mit Überstunden oder einem vergleichsweise schlechten Gehalt rechnen muss.
Das Individuum im Fokus
Entscheidend ist, dass der einzelne Mitarbeiter mehr und mehr in den Fokus rückt. Denn man hat festgestellt, dass die Rekrutierung neuer Mitarbeiter nicht zuletzt auch finanzielle Ressourcen in Anspruch nimmt, u. a. in Form von Inseraten, der Arbeitszeit im Rahmen der Vorstellungsgespräche etc. Aber weitaus wichtiger ist, dass mit jedem Mitarbeiter, der das Unternehmen verlässt, einerseits Know-how verloren geht, aber auch Talente und Eigenschaften, die zuvor das Unternehmen mitgestaltet haben.
Zufriedenheit im Job hat viele Gesichter
Ob und warum ein Mitarbeiter letztlich zufrieden ist, ist auf verschiedene Faktoren zurückzuführen. Denn jeder Mensch wird durch andere Dinge motiviert. Entsprechend führen auch unterschiedliche Dinge dazu, ob jemand zufrieden ist oder nicht. Man kann hier grob fünf Typen unterscheiden:
- Intrinsisch Motivierte: Sie finden ihre Zufriedenheit in ihrer Arbeit und ihren Aufgaben.
- Karrieretypen: Sie werden durch persönliche Karriere- und Entwicklungschancen angetrieben.
- Mitarbeiter, die zufrieden sind, wenn sie auch mit ihrem Vorgesetzten zufrieden sind.
- Kommunikative: Sie benötigen ein harmonisches Arbeitsumfeld.
- Fans: Sie möchten sich mit ihrer Firma und deren Idealen in erster Linie identifizieren können.
Doch kann man es jedem recht machen? Schließlich kann man doch nicht auf jeden Mitarbeiter einzeln eingehen, oder? Das vielleicht nicht immer, allerdings hilft es dabei, Mitarbeiter besser zu verstehen und sie, falls gewollt, individuell zu fördern. Nicht zuletzt kann es auf diese Weise nicht passieren, dass man jemandem eine Gehaltserhöhung bietet, der aber sozial motiviert wird – um sich hinterher zu wundern, dass das Hochgefühl des Mitarbeiters nicht lange nachhält.
Die Geldfrage ist zweitrangig
Tatsächlich sind viele Leute zwar der Ansicht, dass ihre Unzufriedenheit in ihrer schlechten Bezahlung begründet ist. Tatsächlich spielen aber meist andere Faktoren eine entscheidendere Rolle, wenn Mitarbeiter sich in einem Betrieb nicht wohl fühlen. Dass viele Angestellte jedoch der Überzeugung sind, dass ein besseres Gehalt sie zufriedener machen würde, spiegelt sich in einer Umfrage des Internetportals meinestadt.de wider. Insgesamt wurden 1.112 Nutzer des Portals befragt. 57 Prozent der Befragten gaben an, dass sie sich unterbezahlt fühlen würden und dies dazu führen würde, dass sie weniger zufrieden seien.
Das Gehalt hat jedoch nur bedingt einen Einfluss darauf, ob Mitarbeiter zufrieden sind – zumindest nur bis zu einer gewissen Gehaltsgrenze. Eine Studie der US-amerikanischen Universität Princeton (PDF, 532 KB) kam zu dem Ergebnis, dass Zufriedenheit im Job zwar durchaus mit dem Gehalt steigen würde, allerdings nur bis zu einem Gehalt von rund 75.000 US Dollar.
Auch die Persönlichkeit der Mitarbeiter ist entscheidend
Doch nicht immer sind die Firmen und Vorgesetzten in die Verantwortung zu ziehen, wenn Mitarbeiter nicht zufrieden sind. Schließlich gibt es in jeder Firma Mitarbeiter, die zufriedener sind als andere. Das Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) untersuchte deshalb im Rahmen einer Langzeitstudie, von welchen Faktoren die Zufriedenheit von Angestellten noch abhängt. Dazu nehmen jährlich rund 10.000 bis 20.000 Menschen an der Studie teil. Das Ergebnis: Zufriedenheit im Job hängt wie in vielen anderen Lebensbereichen mitunter davon ab wie stabil jemand emotional ist. Selbstsichere und belastbare Menschen seien demnach mit ihren Jobs zufriedener als Menschen, die schnell reizbar oder unsicher sind.
Zufriedenheit im Job auch standortabhängig
Auch hinsichtlich der Herkunft von Arbeitnehmern gibt es Unterschiede, was die Zufriedenheit im Job anbelangt. Hierzu befragte SD Worx, ein belgischer Anbieter für Payroll- und HR-Dienstleistungen, rund 5.500 Mitarbeiter aus sieben europäischen Staaten. Mit 87,8 Prozent erlangten niederländische Arbeitnehmer die höchste Quote an zufriedenen Arbeitnehmern.
Von solchen Umfrageergebnissen kann Deutschland aktuell nur träumen. Nur etwa 20 Prozent der Befragten einer deutschen Studie gaben an, mit dem eigenen Job zufrieden zu sein. 45 Prozent dagegen gaben an, sie seien davon weit entfernt.
Rezeptur für zufriedenere Mitarbeiter
Es gibt natürlich kein Patentrezept, um die Situation auf der Arbeit für Jedermann so angenehm wie möglich zu gestalten. Auf der anderen Seite kann man es zumindest versuchen, indem sich beide Parteien – Vorgesetzte und Angestellte – auf die Bedürfnisse der jeweils anderen Partei einstellen. Wir haben deshalb Tipps zusammengestellt, die sich sowohl Angestellte als auch Führungskräfte zu Herzen nehmen sollten:
1. Das Gespräch suchen
Viele Mitarbeiter kritisieren beim eigenen Arbeitgeber die interne Kommunikation. Für viele ist jedoch nur schwer nachzuvollziehen, was dahintersteckt, wenn Entscheidungen kurzfristig abgeändert werden oder sich eine Information letztlich doch als falsch erweist.
Als Arbeitgeber sollte man daher Verständnis dafür aufbringen, dass Kehrtwenden bei der Entscheidungsfällung für Mitarbeiter frustrierend sein kann, insbesondere wenn der Grund hierfür nicht gleich erkenntlich ist. Nach Möglichkeit sollte man deshalb natürlich immer einen klaren Kurs beibehalten. Das ist im Arbeitsalltag jedoch nicht immer möglich, da man auch als Vorgesetzter oft kurzfristig auf Veränderungen reagieren muss. Wichtig ist jedoch, die Gründe für Entscheidungen auch mal darzulegen – ohne sich jedoch zu rechtfertigen.
Arbeitnehmer sollten daher versuchen, die Beweggründe dahinter zu verstehen. Wenn dies zu Unzufriedenheit geführt hat, kann man gegebenenfalls auch das Gespräch suchen. Doch Vorsicht: Bleiben Sie im Gespräch unbedingt immer konstruktiv und kritisieren Sie nur Dinge, auf die Ihr Gegenüber auch einen Einfluss hat.
2. Vertrauen schaffen und verdienen
Gegenseitiges Vertrauen im Job ist wichtig. Schließlich kann man sich nicht andauernd kontrollieren, ohne dabei jedwede Produktivität zu stoppen. Als Arbeitgeber sollte man seinen Mitarbeitern daher auch Freiräume zugestehen. Zu viel Kontrolle führt auf Dauer zu Unzufriedenheit und Stillstand. Doch nicht in jedem Betrieb sind Homeoffice und Gleitzeiten sinnvoll, etwa wenn ein reger Kundenverkehr herrscht. Aber vielleicht kann man stattdessen andere Zugeständnisse machen.
Als Arbeitnehmer sollte man dafür das entgegengebrachte Vertrauen auch nicht auf die Probe stellen. Dazu zählen zu häufige Raucherpausen und private Telefonate während der Arbeitszeit ebenso wie abweichende Arbeitszeiten aufzuschreiben. Zeigen Sie Ihrem Vorgesetzten, dass Sie den Vertrauensvorschuss auch wirklich verdienen und Ihnen werden auf Dauer noch mehr Zugeständnisse gemacht!
3. Wertschätzung zeigen
Im privaten wie auch im beruflichen Bereich nehmen wir viele Dinge oft für selbstverständlich, wenn sie gut laufen. Zu spät äußern wir oft unsere Wertschätzung anderen gegenüber. Dabei gilt fehlendes Lob sogar als einer der häufigsten Kündigungsgründe!
Für den Chef gilt daher: Er sollte sich öfter darauf besinnen, engagierte Mitarbeiter auch mal zu loben. Zu schnell passiert es, dass man Mitarbeiter bloß kritisiert, weil man eben nur dann etwas äußert, wenn es negativer Natur ist. Dabei sollte man auch die positiven Dinge unbedingt hervorheben!
Umgekehrt gilt das auch für Arbeitnehmer. Sie sollten ihre Wertschätzung zeigen, indem sie ihrem Unternehmen gegenüber loyal sind und sich nicht hinter dem Rücken des Chefs negativ über ihn äußern. Klar, ein bisschen über den Chef zu meckern, ist sogar förderlich, schließlich schweißen gemeinsame Feindbilder auch zusammen. Dabei sollte man es aber nicht übertreiben und sich ab und an auch selbst darauf besinnen, was man am Vorgesetzten zu schätzen weiß.
4. Feedback geben
Man kann nur darauf Einfluss nehmen, wovon man auch weiß. Deshalb ist Feedback für jeden eine Bereicherung: Für Vorgesetzte öffnet Feedback den Tunnelblick. Schließlich hat man selbst oft einen bestimmten Eindruck vom Geschehen in einer Firma, der sich jedoch nicht mit dem der übrigen Mitarbeiter deckt. Feedback-Gespräche können daher auch Vorgesetzten von Vorteil sein, um ihren Blick für Probleme zu öffnen, die man vorher nicht gesehen hat.
Für viele Angestellte ist ein Feedback aber ebenso wichtig. Feedback bietet schließlich Orientierung und hilft dabei, die eigene Leistung objektiver zu bewerten. Das bedeutet aber auch, dass sie auch negative Kritik in Kauf nehmen müssen!
Fazit
Ob Mitarbeiter zufrieden sind oder nicht, hängt von ganz unterschiedlichen Faktoren ab. Dabei kann man es nicht immer jedem recht machen. Man kann aber zumindest dafür sorgen, dass man aufmerksam bleibt und dabei nicht unabsichtlich die Bedürfnisse anderer übergeht. Denn ob die individuellen Bedürfnisse eines Mitarbeiters letztlich erfüllt werden können oder nicht, muss nicht immer maßgeblich für die Zufriedenheit im Job sein. Letztlich ist für jeden Mitarbeiter – Führungskraft oder Angestellter – entscheidend, dass man sich Mühe gibt, die eigenen Beweggründe und Wünsche nachzuvollziehen und zu erkennen. Wer selbst unzufrieden ist oder wer im Verdacht hat, dass seine Angestellten nicht zufrieden sind, der sollte zunächst das Gespräch suchen und nicht gleich ablehnen, wenn Wünsche vorgetragen werden.