In vielen deutschen Städten gibt es bereits Carsharing-Anbieter. Solche Angebote lohnen sich vor allem für diejenigen, die wenig Auto fahren, aber doch nicht ganz auf den Komfort eines PKWs verzichten möchten. Wir haben uns die Frage gestellt: Stellt Carsharing auch für Niedriglöhner eine sinnvolle Alternative dar?
Carsharing ist derzeit angesagt. Es richtet sich vor allem an Menschen, die in der Stadt wohnen und kein eigenes Auto besitzen. Trotzdem benötigt man auch in der Stadt gelegentlich einen PKW. Ob man nun etwas transportieren, einen Großeinkauf machen oder einfach nur einen Ausflug machen möchte, so ganz ohne Auto geht es manchmal eben doch nicht.
Carsharing so beliebt wie nie
Viele verzichten heutzutage ganz bewusst auf ein eigenes Auto und sind auf umweltschonendere Alternativen umgestiegen. Nicht umsonst werden jährlich rund 4 Millionen Fahrräder verkauft. Insgesamt sind in Deutschland mittlerweile sogar rund 70 Millionen Fahrräder unterwegs und jeder fünfte Deutsche fährt tagtäglich mit dem Fahrrad. Da wundert es kaum, dass sich die Anzahl der Carsharing-Kunden innerhalb von zwei Jahren verdoppelt hat.
Über 150 Carsharing-Anbieter gibt es mittlerweile in Deutschland, die laut Bundesverband Carsharing rund 1,7 Millionen Kunden verbuchen. Einige große Anbieter darunter wie Car2go oder Flinkster sind deutschlandweit in größeren Städten aktiv, wohingegen andere Anbieter regional gebunden sind.
Wie funktioniert Carsharing?
Carsharing entspricht dem Zeitgeist, dass viele gerade in Großstädten auf den Luxus eines eigenen Autos verzichten. Nicht zuletzt kann es gerade in Stadtzentren schnell nerven, sich ständig auf die Suche nach einem Parkplatz begeben zu müssen. Auch sind hier die Angebote an öffentlichen Verkehrsmitteln meist so gut, dass ein eigener PKW als überflüssig erscheint. Viel attraktiver ist dann das Angebot, schnell und unkompliziert auf ein Auto zurückzugreifen, wenn man es einmal dringend benötigt.
Damit das möglich ist, funktionieren die meisten Carsharing-Angebote simpel und recht ähnlich. Zunächst muss man eine Mitgliedschaft abschließen. Die meisten Anbieter haben zu diesem Zweck eine Internetpräsenz, auf der man sich registrieren kann. Die Buchung erfolgt dann via Internet oder gleich über eine App auf dem Smartphone. Mit einer Mitgliedskarte und einem Pin öffnet man das jeweilige Fahrzeug dann entweder direkt oder erhält je nach Anbieter Zugang zu einem Schlüsselkasten.
Konditionen vergleichen
Die Konditionen unter den Anbietern weichen jedoch mitunter stark voneinander ab. Das hängt nicht zuletzt vom Anbieter, aber auch von den PKW-Modellen ab. Auch bezahlt man zwar in der Regel für die gefahrenen Kilometer, aber auch einen festen Betrag für die gebuchte Zeit. Da Carsharing in erster Linie darauf ausgerichtet ist, dass man einen Wagen nur stundenweise mietet, kann eine längere Fahrt schnell teuer werden.
Eines ist den meisten Anbietern jedoch gemein: Spritkosten sind i. d. R. bereits im Kilometerpreis enthalten, ebenso wie mögliche Verschleißerscheinungen am Auto. Nachgetankt werden muss dann nur, wenn der Füllstand ein gewisses Mindestmaß unterschreitet.
Ob man dagegen einen monatlichen Grundbetrag bezahlen muss oder nicht, hängt vom Anbieter ab. Es gibt auch Varianten, bei denen man lediglich den tatsächlichen Kilometer- und Zeitverbrauch bezahlen muss. Auch bieten einige Anbieter beispielsweise Vergünstigungen für Studenten an.
Stationsgebundenes Carsharing vs. freie Abstellmöglichkeit
Einen Nachteil haben die meisten Anbieter jedoch: Die Autos müssen meist an einem festen Standort abgeholt und auch wieder abgestellt werden. Anders als bei Mietwagenangeboten, bei denen man gemietete Autos mitunter auch in einer anderen Stadt abgeben kann, ist es in diesem Fall oft nicht möglich, bloß eine Strecke zu fahren. Schließlich muss der Wagen stets wieder zum Ursprungsort zurückgebracht werden.
Aber auch hier geht die Tendenz hin zu einem flexibleren Modell. Dabei sollen Kunden via Smartphone orten, wo das nächste Carsharing-Auto zu finden ist, ähnlich wie beim Fahrrad-Mietangebot der Deutschen Bahn Call a bike. Möglich ist das beispielsweise beim Anbieter DriveNow. Hier ist man nicht an feste Stationen gebunden, sondern kann Autos im jeweiligen Geschäftsgebiet flexibel anmieten und auf allen öffentlichen Parkflächen des selben Geschäftsgebietes wieder abstellen.
Lohnt sich Carsharing auch für längere Strecken?
Wer jedoch mit dem Carsharing-Auto in Urlaub fahren möchte, sollte lieber noch einmal den Taschenrechner zücken. Da Carsharing in aller Regel via Stunde abgerechnet wird, könnte das teuer werden.
Auch die Versicherung könnte hier einen Strich durch die Rechnung machen. Nicht bei allen Carsharing-Angeboten ist die Nutzung der Autos auch im Ausland möglich. Daher sollte man sich im Vorfeld unbedingt darüber informieren, ob man das Auto auch über die deutschen Grenzen hinweg nutzen darf.
Staat möchte Carsharing fördern
Auch der Staat möchte dazu beitragen, den Erfolg der Carsharing-Anbieter zu unterstützen. Ein Mitte Mai beschlossener Gesetzesentwurf sieht dafür vor, Vorteile für Carsharing-Anbieter einzuräumen. Dies soll beispielsweise geschehen, indem in Städten und Gemeinden mehr und kostenfreie Parkplätze eigens für Carsharing-Anbieter zur Verfügung gestellt werden.
Zudem erlaubt das Gesetz, die Standorte für die Autos in den öffentlichen Raum zu verlegen, etwa an Ortsdurchfahrten von Bundesstraßen. In Kraft treten soll das Gesetz bereits Anfang September.
Ist Carsharing auch für Fahranfänger geeignet?
Bei vielen Angeboten ist Voraussetzung, dass man die Probezeit bereits hinter sich gebracht hat. Das trifft jedoch nicht auf alle Anbieter zu. Cambio Carsharing gibt auch Fahrneulingen eine Chance. Bis zum 25. Lebensjahr bzw. wenn man den Führerschein vor weniger als 2 Jahren erworben hat, muss man allerdings eine Zusatzversicherung mit 50 Euro pro Jahr abschließen, die im Schadensfall greift.
Dafür reduziert sich der Eigenanteil im Schadensfall aber auch von rund 1000 Euro auf maximal 200 Euro. Eine lohnende Investition also gerade für diejenigen, die noch wenig Fahrerfahrung besitzen!
Welche Angebote gibt es in meiner Stadt?
Eine schnelle Übersicht über Carsharing-Anbieter in der eigenen Stadt bieten beispielsweise verschiedene Internetseiten. Wer aber auf der Suche nach einem geeigneten Anbieter ist, sollte sich vor allem folgende Frage stellen:
- Ist mir das Automodell wichtig?
- Spielt für mich der Preis eine Rolle?
- Nutze ich Carsharing nur für kurze Fahrten in der Stadt oder für längere Ausflüge?
- Wie oft nutze ich das Angebot in Zukunft?
Abhängig davon sollte man Preise vergleichen, die man in aller Regel auf den Homepages der Anbieter finden kann. Denn je nach Nutzungsweise ist es durchaus möglich, dass Carsharing am Ende nicht kostengünstiger ist als ein eigenes Auto zu unterhalten.
Carsharing seit 2015 auch in Mönchengladbach
Ende 2015 startete mit Walter Coenen das erste Carsharing Angebot in Mönchengladbach – mit einschlägigem Erfolg wie sich schon bald herausstellen sollte. Das Angebot erhielt sogar so positive Rückmeldungen, dass es in diesem Jahr erweitert wurde. Nun ist der Carsharing-Anbieter auch im Minto vertreten. Damit will man in Zukunft auch noch weitere Standorte mit hoher Frequenz erreichen, wo zugleich Menschen wohnen, die Mobilität benötigen. Denkbar wäre etwa, den Service auch an Krankenhäusern bereitzustellen.
Spritkosten fallen beim Gladbacher Anbieter nicht an, lediglich eine Grundgebühr sowie eine Kilometerpauschale. Im Minto entfällt für Inhaber der Treuekarte sogar die einmalige Anmeldegebühr. Zusätzlich kann das Parkhaus des Einkaufszentrums eigens für Carsharing-Nutzer 24 Stunden am Tag genutzt werden, wohingegen es normalerweise nur bis 22 Uhr geöffnet hat. Der Sicherheitsdienst ist über eine Telefonnummer dann zu erreichen, um Zugang zu gewähren.
Darauf müssen Sie achten
1. Nutzen vorher festlegen
Für wen Carsharing tatsächlich in Frage kommt, der sollte sich bereits im Vorfeld klar machen, in welchen Fällen er oder sie konkret den Service in Anspruch nehmen würde. Wer täglich ein Auto benötigt, für den wird sich Carsharing eher nicht lohnen. Auch lohnt sich Carsharing zwar bei kurzen Fahrten z. B. durch die Stadt, jedoch eher nicht bei längeren Distanzen.
In jedem Fall sollte man vorher die erwarteten monatlichen Kosten den Kosten für einen eigenen PKW gegenüberstellen. Abhängig vom persönlichen Nutzen kann man dann gezielt nach dem idealen Anbieter suchen.
2. Kilometerpreise vergleichen
Bei den verschiedenen Anbietern bestehen zum Teil größere Unterschiede, was die Kosten pro Kilometer anbelangt. Gerade wer nicht nur innerhalb der eigenen Stadtgrenzen unterwegs ist, sollte diesbezüglich unbedingt vorher Preise vergleichen!
3. Kosten im Schadensfall
Beim Carsharing fährt man häufig mit verschiedenen Autos. Da ist ein etwas unsichererer Fahrstil als beim eigenen PKW vorprogrammiert. Das kann auch schon mal in einem Unfall münden oder in einem Lackschaden, weil man beispielsweise die Abstände im Parkhaus falsch eingeschätzt hat.
Daher ist es wichtig, auch auf den Schadensfall gut vorbereitet zu sein. Der Beitrag der Eigenbeteiligung variiert hier bei den verschiedenen Anbietern. Einige bieten zudem eine zusätzliche Versicherung an, die den Höchstbetrag im Schadensfall mindert.
4. Im Vorfeld planen
Sie benötigen in 30 Minuten ein Auto? Etwas frühzeitiger müssen Sie dies schon planen. Dass Sie so kurzfristig ein Auto buchen können, ist zwar nicht ausgeschlossen – fest einplanen sollten Sie das aber nicht.
Führen Sie Buchungen daher lieber ein paar Tage vorher durch. Benötigen Sie regelmäßig eine kurzfristige Fahrgelegenheit, suchen Sie sich zudem am besten einen der größeren Carsharing-Firmen aus. Sie haben mehr Fahrzeuge im Umlauf als kleinere Anbieter.
5. Vor dem Start auf Schäden prüfen
Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Daher sollten Sie vor dem Start unbedingt das Fahrzeug auf Schäden inspizieren. Meist werden kleinere Lackschäden mit einem Sticker markiert, wenn der Schaden bereits gemeldet wurde. Ansonsten heißt es: Rufen Sie beim Kundenservice an! Auch führen viele Anbieter ein Handbuch, das im Auto zu finden ist und in dem ebenfalls Schäden vermerkt werden.
Einfach einsteigen sollte man also nicht. Sonst kann die Fahrt schnell zur Kostenfalle werden. Im Schadensfall muss man nämlich bis zu einer bestimmten Höhe die Kosten des Schadens selber tragen.
6. Zusätzliche Gebühren vermeiden
Vermeiden Sie unnötige Zusatzgebühren. Gerade beim Carsharing sollten Sie die gebuchte Zeit nicht zu knapp buchen. Geben Sie den Wagen früher ab als zunächst angekündigt, erhalten Sie normalerweise einen Teil des Buchungsbetrages zurück. Geben Sie dagegen das Fahrzeug verspätet ab, müssen Sie meist mit einer Strafgebühr rechnen. Auch sollten Sie darauf achten, welche Regeln Ihr Anbieter zum Auftanken aufstellt. Meist muss ab einem bestimmten Tankfüllstand nachgetankt werden. Wer sich daran nicht hält, muss ebenfalls mit zusätzlichen Gebühren rechnen.
Fazit
Die steigende Beliebtheit von Carsharing-Angeboten beweist, dass auch Leute, die kein eigenes Auto besitzen, nicht ständig auf ein Auto verzichten möchten. Wer heutzutage kein eigenes Auto besitzt, der muss das zum Glück auch nicht. Dabei sollte man jedoch Angebote vergleichen und prüfen, ob sich das Angebot tatsächlich für einen lohnt.
Gerade für Leute, die eher einen schmalen Geldbeutel haben, kann das sonst schnell teuer werden. Üblich ist, dass man zwar die Dauer im Vorfeld festlegt, nicht jedoch die gefahrenen Kilometer. So können ganz unterschiedliche Preise zustande kommen und die spätere Abbuchung kann zur bösen Überraschung werden.
Auch eignen sich solche Angebote nicht für diejenigen, die regelmäßig fahren möchten. Wer also mit dem Auto täglich zur Arbeit fahren muss, der sollte das Geld lieber ansparen, um sich dann doch ein eigenes Fahrzeug zuzulegen.
Carsharing ist bei Gelegenheitsfahrern jedoch immer noch preiswerter als ein eigenes Auto, wenn man notwendige Reparaturen o. ä. mit in die Kalkulation einbezieht. Wer also bloß hin und wieder ein Auto benötigt, für den stellt Carsharing auch dann eine sinnvolle Option dar, wenn das eigene Budget nicht allzu groß ist.