Körpersprache funktioniert in der Regel unbewusst. Dabei gibt sie aber sehr viel über einen Menschen preis. Sie kann signalisieren, dass jemand viel Selbstvertrauen besitzt oder deutlich machen, dass man jemandem lieber nicht trauen sollte. Wer die Gestik und Mimik von Menschen richtig einzuschätzen weiß, kann auch dafür sorgen, dass er selbst nicht die falschen Signale sendet.
Haben Sie schon einmal ein Vorstellungsgespräch gehabt, bei dem Sie eigentlich nur das Richtige gesagt, aber den Job am Ende trotzdem nicht bekommen haben? Hinterher fragt man sich dann, wieso man nicht so richtig punkten konnte. Grund dafür könnte Ihre Körpersprache sein, also die nonverbalen Signale, die Sie durch Ihre Mimik und Gestik vermitteln. Dadurch verrät man sich ganz unabsichtlich, etwa wenn man unaufrichtig ist oder auch bloß nicht authentisch.
Besser authentisch sein
Dazu muss man nicht einmal lügen. Aber gerade in Vorstellungsgesprächen wollen viele einen Eindruck von sich vermitteln, der nicht unbedingt ihre Persönlichkeit widerspiegelt. Da versuchen sich Bewerber kommunikativ und selbstbewusst zu geben, obwohl sie eigentlich introvertiert sind. Typischerweise stellen sich auch viele als Teamplayer da, obwohl das in der Realität oft nicht zutrifft. Das Problem ist nur, dass Ihr Gegenüber solche Unstimmigkeiten in aller Regel bemerkt.
Natürlich gibt es Menschen, die sich besser verkaufen können als andere. Gute Lügner etwa beherrschen ihre Lügengeschichten zwar ziemlich gut. Dennoch verraten auch sie sich durch ihre Körpersprache, weil die Gestik nicht zum Gesagten passt oder die Mimik nicht zur Gestik. Der Grund: Lügner empfinden Angst, weil sie befürchten entlarvt zu werden, und Schuld, weil sie die Unwahrheit sagen. Dadurch steht man beim Lügen unter Stress. So ändert sich unser Verhalten und zwar auch dann, wenn wir das gar nicht wollen.
Lügner enttarnen
Ob jemand lügt oder nicht, erkennt man in aller Regel also daran, ob das Verhalten einer Person vom üblichen Verhalten abweicht. Das kann man umso leichter erkennen, je besser man sein Gegenüber bereits kennt. Aber auch bei fremden Personen gibt es typische Gestiken und Mimiken, die auf eine Lüge hindeuten könnten.
Interessant ist, dass die wenigsten Menschen gut darin sind, die Körpersignale von Menschen beim Lügen richtig zu deuten. Dagegen haben die meisten keine Probleme dabei zu erkennen, ob jemand Angst hat. Da wir ja bereits herausgefunden haben, dass Lügner Angst empfinden, sollte man also darauf achten, ob jemand ängstlich erscheint, wenn wir eine Lüge entlarven wollen.
Körpersignale nicht vollkommen eindeutig
Doch Vorsicht: Wer glaubt, dass man nun bloß bestimmte Körpersignale kennen müsse, um andere Personen lesen zu können, der irrt sich. Körpersprachliche Merkmale sind nicht vollkommen eindeutig. So kommen unterschiedliche Körpersprache-Experten zu unterschiedlichen Ergebnissen, was die Bedeutung von Körpersignalen anbelangt. Da kann das Verschränken der Arme mitunter als Bereitschaft zuzuhören, als abwartende Geste oder aber als Angst und Schutzsuche gewertet werden.
Welche Schlussfolgerung sollte man also daraus ziehen? Sagen Körpersignale vielleicht letztlich doch nicht so viel aus? Körpersignale haben sicherlich Ausdruckskraft, können aber nicht hundertprozentig und vor allem nicht losgelöst von der jeweiligen Person bewertet werden. Körpersignale können natürlich auf etwas hindeuten oder mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit etwa Unsicherheit signalisieren; das ist letzten Endes aber immer auch davon abhängig wie sich jemand üblicherweise verhält.
Typische Fehler bei der Körpersprache
Dennoch kann man sagen, dass man mit bestimmten Gestiken und Mimiken schnell bzw. häufiger ein negatives Bild von sich vermittelt. Besonders Personalern sagt man häufig nach, dass sie Bewerber innerhalb kürzester Zeit hinsichtlich ihrer Körpersprache beurteilen. Oft fallen in diesem Kontext sogar Zeitangaben, demnach Personaler Bewerber in unter 5 Minuten durchleuchten würden. Folgende Verhaltensweisen sollen dabei einen negativen Eindruck hinterlassen:
- Das Vermeiden von Augenkontakt wirkt einerseits devot, aber auch unaufrichtig.
- Fehlendes Lächeln vs. zu viel lächeln: Wer nicht lächelt, wirkt schnell unsympathisch oder sogar steif. Aber Achtung: Zu viel lächeln sollte man gerade in Verhandlungssituationen auch nicht. Gerade Frauen neigen jedoch dazu, auch in kritischen Situationen zu freundlich zu wirken.
- Mit Gegenständen herumspielen/nicht still sitzen: Wer nervös ist, neigt dazu, mit Gegenstände wie etwa Stiften herumzuspielen. Wer dagegen locker wirken möchte, sollte entweder auf Höhe des Oberkörpers gestikulieren oder die Hände einfach auf dem Schoß liegen lassen. Letzteres ist zwar gar nicht so leicht, wirkt aber tatsächlich am souveränsten.
- Arme verschränken oder in sonstiger Form den Oberkörper verdecken, macht einen eher verschlossenen Eindruck. Manche verdecken den Oberkörper auch, indem sie eine Tasche oder einen Ordner mit beiden Händen vor sich halten. Halten Sie Ihre Tasche oder Bewerbungsunterlagen lieber mit der linken Hand und halten die rechte Hand frei – so haben Sie diese jederzeit frei, um anderen die Hand zu geben.
- Mit den Haaren spielen: Hiermit wird einerseits Unsicherheit suggeriert, im privaten Bereich gilt dies aber auch als Flirtsignal. So oder so, im beruflichen Bereich gilt eine solche Geste eher als unangebracht.
- Das Gesicht anfassen: Wer sein Gesicht berührt, wird oftmals als unaufrichtig empfunden. Wer die Augenbrauen berührt, signalisiert damit ein generelles Unbehagen. Vermeiden Sie es daher nach Möglichkeit, sich zu viel im Gesicht zu berühren.
- Hochgezogene Schultern oder eine schlechte/krumme Haltung signalisieren Unsicherheit und Ratlosigkeit.
- Schwacher Handschlag vs. zu kräftiger Handschlag: Die eine Variante wirkt lasch und nichtssagend während die andere übertrieben daherkommt. Gewöhnen Sie sich daher einen angenehmen Handschlag an und trainieren Sie diesen notfalls vorher bei Ihren Bekannten.
- Zu viel herum gestikulieren vs. zu wenig: Beides kann Unsicherheit signalisieren. Frauen zum Beispiel neigen dazu, die Arme dicht am Körper zu lassen und nur mit den Handgelenken zu gestikulieren. Um überzeugend zu wirken, sollte man weder zu viel noch zu wenig gestikulieren, sondern darauf achten, dass Handgelenk und Unterarm eine Linie bilden. So werden Gestiken insgesamt größer und man wirkt wichtiger. Zugleich verhindert man aber, dass man zu kleine und zackige Bewegungen macht und man wirkt weniger hektisch. Am besten ist, Sie gestikulieren vor allem im sogenannten positiven Gestenbereich zwischen Schulter und Gürtellinie. Gesten oberhalb der Schulter wirken oft lächerlich und übertrieben, während Gesten unterhalb der Gürtellinie oft negativ bewertet werden.
- Berührungen am Finger können ebenfalls negative Botschaften senden. Wer zu viel an seinem Ringfinger bzw. Ehering rumspielt, wirkt unsicher, wer die Finger verschränkt, dagegen reserviert.
- Die Position der Füße signalisiert, wo Sie sich gedanklich befinden. Interesse drückt man auch dadurch aus, dass die Füße auf unser Gegenüber gerichtet sind. Frauen entlarven sich aber oft durch ein sogenanntes Fluchtbein. Fühlen sie sich unsicher oder unwohl, zeigen ihre Füße oft auf die Tür oder ein Fenster.
Körpersprache ist kulturell geprägt
Doch Fehler begehen wir nicht nur, wenn wir die Unwahrheit sagen. Das geschieht auch ganz arglos, wenn Menschen in Urlaub fahren. Körpersignale sind nämlich kulturell geprägt. Denken wir nur mal daran wie unterschiedlich sich Menschen in verschiedenen Ländern begrüßen. Der Witz ist: Es gibt Gestiken und Mimiken, die in verschiedenen Ländern üblich sind, aber eine unterschiedliche Bedeutung haben. Da kann es leicht passieren, dass man voll ins Fettnäpfchen tritt.
Will man in Deutschland mit der Hand die Zahl zwei symbolisieren und beispielsweise dem Kellner klar machen, dass man noch weitere zwei Getränke bestellen möchte, macht man das i. d. R. mit dem Daumen und dem Zeigefinger. Mit der gleichen Geste erhält man in Großbritannien jedoch nur ein Getränk, in China dagegen acht!
Frauen und Männer senden unterschiedliche Körpersignale
Auch geschlechtsspezifische Unterschiede gibt es bei der Körpersprache. Während Männer eher zu ausladenden Gesten neigen, nehmen Frauen buchstäblich weniger Raum ein und machen sich damit unbewusst klein. So wirken Frauen zwar oft zurückhaltend und besonnen, andererseits aber auch eher schutzbedürftig.
Gerade Frauen in Führungspositionen, die selbstbewusst und zuversichtlich wirken möchten, sollten daher auf größere Gesten zurückgreifen. Zugleich sollte man aber darauf achten, dass die Körpersignale immer auch zu Ihnen passen müssen, um nicht bloß aufgetragen zu wirken.
Fazit
Wer spricht, sendet auch unbewusst Körpersignale mittels Gestik und Mimik. Dadurch kann man sich leicht enttarnen – ob man nun lügt oder ob man sich auch bloß im Vorstellungsgespräch selbstbewusster gibt als man tatsächlich ist.
Bestimmte Verhaltensweisen können wir aber langfristig abtrainieren und damit Einfluss darauf nehmen, ob wir bei unserem Gegenüber einen positiven Eindruck hinterlassen. Dabei sollten Sie jedoch immer darauf achten, nicht zu dick aufzutragen oder anders gesagt: Bleiben Sie Ihrer individuellen Körpersprache treu und machen Sie nichts, was auf andere letzten Endes nicht authentisch wirkt!