Vom Tellerwäscher zum Millionär – dieser Spruch steht für die Überzeugung, dass man zwar klein beginnen, aber sozial aufsteigen kann. Doch vielen fehlt der Glaube daran, dass das heutzutage noch möglich ist. Wir haben uns informiert: Ist so etwas noch möglich? Und wenn ja, unter welchen Bedingungen?
Der Anteil derer, die in Deutschland von Armut betroffen sind, ist in den vergangenen Jahren gestiegen: 12,9 Prozent der Menschen in Deutschland sind von Armut betroffen. Damit hat es seit der Wiedervereinigung nie so viele Arme gegeben. Doch wann ist man eigentlich von Armut betroffen? Wer von Armut betroffen ist oder nicht, ist umstritten. Die einen sind z. B. der Ansicht, dass man von Armut bereits betroffen ist, wenn man nicht an alltäglichen Lebensvollzügen der Gesellschaft teilhaben kann. Andere vertreten die Ansicht, dass Armut nur in Notsituationen bestünde.
Armut ist subjektiv
Wer letztendlich als arm gilt und wer nicht, ist demnach eine Ermessensfrage. Man kann dies beispielsweise an den materiellen Entbehrungen messen – also daran, was jemand nicht besitzt – oder auch am durchschnittlichen Einkommen. Je nachdem erzielt man also ganz unterschiedliche Resultate, wer gemeinhin als arm gilt und wer nicht. So kommt es auch zustande, dass Menschen unter die festgelegte Armutsgrenze fallen, sich jedoch selbst gar nicht als arm betrachten.
Fest steht jedoch, dass die Kluft zwischen arm und reich nach wie vor groß ist, auch wenn umstritten ist, ob diese Kluft sich vergrößert. Als Kind von Akademikern stehen die Chancen im Vergleich zu Kindern aus sozial schwachen Familien rund 5 mal so hoch, ein Gymnasium zu besuchen. Und bereits im Grundschulalter bestehen bei Kindern Wissensunterschiede von bis zu 2 Jahren.
Soziale Unterschiede existieren schon früh
Das bedeutet, dass die soziale Herkunft noch immer einen starken Einfluss darauf hat, welche Chancen man später hat. Wer aber nun glaubt, dass es keinen Ausweg gibt, täuscht sich. Ein besonders schwerwiegender Unterschied ist hier, dass viele Kinder aus sozial schwachen Familien weniger stark gefördert werden und dadurch erst einmal benachteiligt sind.
Denn fest steht, dass der technologische Fortschritt immer schneller voranschreitet. Und mit jedem Fortschritt wurden schon immer auch Berufe hinfällig. Die Konsequenz: Für eine berufliche Tätigkeit muss man immer besser ausgebildet sein.
Starke Abhängigkeit vom Bildungserfolg
Dorothee Spannagel ist Autorin des neuen Verteilungsberichts der Hans-Böckler-Stiftung und hat festgestellt, dass Bildung eine ganz zentrale Rolle dabei spielt, welches Einkommen man später erzielt. Doch wie kann man dagegen konkret etwas unternehmen, wenn die entscheidenden Weichen für den beruflichen Erfolg in der Schule gestellt werden? Die Antwort ist erneut: Durch Bildung.
So sollten Kinder, deren Eltern die deutsche Sprache nicht einwandfrei beherrschen, in verstärktem Maße Bildungsangebote wahrnehmen, um diesen Nachteil auszugleichen. Helfen könnte zudem laut Spannagel eine möglichst lange gemeinsame Beschulung, um Bildungsunterschiede nicht zu früh zu etablieren. Doch was kann man machen, wenn man die Schulzeit schon längst hinter sich gelassen hat?
Bildungserfolge später nachholen
Im Jahr 2012 hatten 3,8 Prozent der 15-jährigen und älteren Bevölkerung nicht einmal einen allgemeinen Schulabschluss – das entsprach rund 2,7 Millionen Personen. Dazu zählten nicht die Personen, die sich noch in einer schulischen Ausbildung befanden. Doch wer beruflich erfolgreich sein möchte, ist auf Bildungserfolge angewiesen und damit auch auf entsprechende Abschlüsse. Das bedeutet jedoch nicht, dass man Unregelmäßigkeiten im Lebenslauf nicht auch später noch ausgleichen kann, etwa durch eine Berufsausbildung. Denn Arbeitgeber finden immer öfter keine passenden Bewerber und sind dann auch dazu bereit, über das fortgeschrittene Alter einiger Bewerber hinwegzusehen. Ein Beispiel hierfür wäre K & U, eine der größten Bäckereiketten Deutschlands. Der älteste Azubi hier war 2012 56 Jahre alt, der Durchschnitt lag bei 40 Jahren. Die Seniorenlehrlinge erhalten nicht etwa die sonst übliche Ausbildungsvergütung von 500 Euro im Monat, sondern während der Ausbildung das volle Gehalt eines Ungelernten.
Außerbetrieblich weiterbilden
Auch ohne eine Berufsausbildung besteht die Möglichkeit, sich auch spät noch zu qualifizieren. Eine Möglichkeit hierzu bilden Bildungsangebote bei Bildungsträgern wie Faktum. Wichtig ist dabei jedoch, seine Stärken und Schwächen zu kennen. Nur so kann man sich in einem Bereich weiterbilden, der den eigenen Stärken entspricht.
Denn viele wählen ihren Wunschberuf nach den falschen Kriterien aus. So wünschen sie sich etwa eine Karriere im kaufmännischen Bereich, weil sie sich davon eine solide Bezahlung und geregelte Arbeitszeiten versprechen. Wer jedoch keine besondere Begabung in diesem Bereich besitzt, hat es schwer, sich gegen die große Konkurrenz durchzusetzen.
Berufe mit guten Aussichten für Spätzünder
Wer also mit seiner Karriere noch einmal spät durchstarten will, der sollte sich erkundigen, in welchen Bereichen es Bedarf an Arbeitskräften gibt. Hierzu zählt beispielsweise die Pflege, in der noch immer ein Notstand besteht. So sollen bis 2020 rund 25.000 zusätzliche Pflegekräfte benötigt werden. Da ist es kein Wunder, dass Absolventen aus dem Bereich Pflege schon vor ihren Abschlüssen von Pflegeeinrichtungen umworben werden.
Ohne Abschluss geht es allerdings nicht. In Weiterbildungen wie der Mobilen Pflege erwirbt man nicht nur den Pflegehelferschein, den Behandlungspflegeschein und den Betreuungsassistenzschein, sondern ganz nebenbei auch den Führerschein Klasse B. So ist man auch mobil gut aufgestellt. Mit diesem Abschluss darf man als Pflegehelfer/-in oder Betreuungsassistent/-in tätig werden.
Bei der Karriere am Ball bleiben
Wem das nicht genügt, der kann diesen Abschluss dazu nutzen, um erst einmal Berufserfahrung in der Pflege zu sammeln. Viele Pflegeeinrichtungen bilden im Anschluss auch zur examinierten Pflegekraft aus. Wer zudem organisatorisches Talent besitzt, kann sich in diesem Bereich nebenberuflich weiterbilden, um auf lange Sicht auf eine Tätigkeit als Pflegedienstleitung hinzuarbeiten.
Oder können Sie super unterrichten? Examinierte Pflegekräfte, die als Dozenten tätig werden möchten, können darüber hinaus die Ausbildereignungsprüfung bei der IHK ablegen und den sogenannten AdA-Schein erlangen. Damit kann man sich dann bei Bildungsträgern und Einrichtungen bewerben, die selbst in der Pflege aus- und weiterbilden.
Immer die nächsten Schritte planen
Wichtig ist für einen Karriereaufstieg in jedem Fall, immer die nächsten Schritte zu planen. Man sollte sich darüber im Klaren sein, welche Kenntnisse erforderlich sind und welche Fähigkeiten und Talente gefragt sind. Denn nur gut in seinem Job zu sein, genügt für einen Aufstieg nicht. Schließlich erwartet man auch von Ihnen, dass Sie gut sind in dem, was Sie gelernt haben. Entscheidend ist, ob Sie unter Beweis stellen können, dass Sie gut in dem sind, was Sie (noch) nicht machen. Wenn Ihnen das gelingt, benötigen Sie nur noch eine Portion Glück!
Fazit
Es ist wahr, dass sozialer Aufstieg in Deutschland sehr vom Bildungserfolg abhängig ist und damit letztlich davon, was man für Qualifikationen hat. Das heißt jedoch nicht, dass man nicht auch später noch Unregelmäßigkeiten im Lebenslauf ausgleichen kann. Warum nehmen Sie nicht auch später noch die Chance wahr, sich zu qualifizieren?
Denken Sie dabei jedoch daran, dass Sie sich in einem Bereich qualifizieren, in welchem ein Bedarf an Arbeitskräften besteht, damit Sie am Ende nicht leer ausgehen. Auch sollte Ihr Berufswunsch Ihren persönlichen Neigungen und Talenten entsprechen. Wenn Sie dann mit viel Motivation und Einsatz bei der Sache sind, stehen die Chancen gut, sich auf lange Sicht beruflich weiterzuentwickeln!