Private Arbeitsvermittler sind für private Unternehmen wie zum Beispiel Bildungsträger tätig. Sie haben die Aufgabe, Arbeitsuchende zu einem neuen sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnis zu verhelfen. Ihr Ziel ist es also, zwei verschiedene Parteien zusammenzuführen und einen Vertragsabschluss in die Wege zu leiten. Doch wie sieht der Beruf des Vermittlers eigentlich genau aus? Wir haben nachgefragt!
Bis 1994 hatten in Deutschland noch die Arbeitsämter das Vermittlungsmonopol und damit das alleinige Recht darauf, Erwerbslose in Beschäftigungsverhältnisse zu vermitteln. Heute sind private Arbeitsvermittler nicht mehr wegzudenken – sie unterstützen Erwerbslose bei der Suche nach der richtigen Stelle. Hierzu greifen sie entweder auf ihre vorhandenen Netzwerke zurück oder begeben sich für den Kunden aktiv auf die Suche.
Vorteile der Arbeitsvermittlung für den Kunden
Durch die Vermittlung wird dem Kunden der Weg zurück ins Berufsleben erleichtert. Das ist vor allem von großer Bedeutung, wenn jemand schon lange auf der Suche ist. Dann stellt sich nur allzu leicht der Effekt ein, dass der Bewerber nach vielen Absagen resigniert. Er allein kann sich vielleicht nur noch schwer selbst motivieren und einschätzen bei wichtigen Fragen wie: Ist meine Bewerbung wirklich gut? Knüpfe ich die richtigen Kontakte? Und mache ich das auch auf die richtige Weise?
An dieser Stelle kommt der private Arbeitsvermittler ins Spiel. Dieser bringt die nötige Erfahrung und Außenansicht mit, die dem Kunden im Bewerbungsprozess meist fehlt. Der Vermittler kann damit also auch wichtige Antworten und Rückmeldungen geben, die im Bewerbungsprozess oft ausbleiben. Zusätzlich wird dem Kunden die Last, eine Stelle zu finden, zumindest zum Teil genommen, indem die Verantwortung dafür nicht mehr bei ihm allein liegt.
Für wen lohnt sich die Vermittlung?
Die Unterstützung durch einen Vermittler lohnt sich prinzipiell für jeden, da er bei der Suche nach einem neuen Arbeitgeber behilflich sein kann. Sollte sich während der Vermittlungsphase herausstellen, dass noch ein Qualifizierungsbedarf besteht, bevor eine erfolgreiche Vermittlung erfolgen kann, kann man auch dann noch Rücksprache mit seinem Fallmanager halten und gegebenenfalls entsprechende Schritte einleiten.
Faktencheck private Arbeitsvermittlung
Viele haben die Befürchtung, dass für einen Arbeitsvermittler der Kunde nur eine Zahl ist. Sie glauben, dass es dem Vermittler nur darauf ankomme, den Kunden möglichst schnell zu vermitteln – ohne dabei auf die Bedürfnisse des Kunden einzugehen. Daher haben wir uns direkt bei der Quelle schlau gemacht und mit einer Arbeitsvermittlerin Klartext geredet.
Petra Altenberg arbeitet seit 2007 für Faktum als Arbeitsvermittlerin und hat schon mehrere hundert Kunden vermittelt. Ihr Tipp für die Suche nach dem richtigen Job: Hartnäckig bleiben!
faktumblog: Hallo Frau Altenberg. Ich möchte heute mit Ihnen über den Beruf des Vermittlers sprechen. Wie sind Sie persönlich dazu gekommen, Vermittlerin zu sein? Was haben Sie vorher gemacht?
Petra Altenberg: Eigentlich bin ich Betriebswirtin und habe Betriebe geleitet. Zum Job des Vermittlers bin ich gekommen wie die Jungfrau zum Kind. Es war keine bewusste Entscheidung. Ich habe selbst an einer Schulung teilgenommen und darüber die richtigen Kontakte geknüpft: Meine heutige Chefin fuhr mit einem schicken Auto vor und ich fragte sie ganz dreist: „Bekommt man auch so einen, wenn man hier arbeitet?“ Sie antwortete „Nein, aber ich hätte Arbeit für Sie.“ Am nächsten Tag habe ich angefangen.
Aber dann war es immer noch ein Prozess. Ich habe Verschiedenes ausprobiert, zum Beispiel als Dozentin gearbeitet. Irgendwann war ich dann in der Vermittlung und habe gemerkt: Das ist genau mein Ding!
faktumblog: Worauf kommt es bei diesem Beruf denn an? Welche Fähigkeiten muss man mitbringen?
Petra Altenberg: Es ist ja eine Kombination aus verschiedenen Dingen: Kann man akquirieren? Kann man mit Menschen umgehen? Und ganz wichtig: Kann man das, was Menschen einem erzählen, auch richtig deuten und erkennen, was der richtige Beruf für sie ist?
Das ist ja oft gar nicht so einfach. Wenn jemand sagt „ich möchte gerne das und das machen“, passt das manchmal gar nicht, weil er nicht die richtige Qualifikation oder sonst wie nicht die richtigen Voraussetzungen mitbringt. Aber mir fällt dann etwas ein, was zu den Vorstellungen des Kunden passen könnte, woran derjenige aber bislang gar nicht gedacht hat. Man muss eben zuhören und daraus die richtigen Schlüsse ziehen. Ich persönlich bin halt auch jemand, der nicht so leicht aufgibt. Ich bleibe dran, schaffe mir einen Überblick und gucke dann nochmal und nochmal und nochmal.
faktumblog: Was würden Sie also sagen, wer als Vermittler geeignet ist?
Petra Altenberg: Ich würde sagen generell Menschen, die mit Menschen was tun können. Aber: Man muss auch ein pragmatischer Mensch sein. Vor allem muss man einfach einen gesunden Menschenverstand und keine Angst haben, auf Menschen zuzugehen – wie beispielsweise auf Arbeitgeber.
faktumblog: Mit welchen Vorurteilen haben Sie in Ihrem Beruf zu kämpfen?
Petra Altenberg: Die meisten glauben ja, dass man die verschachern will. (lacht) Nein, viele glauben, dass man nur so ein paar Berufe im Angebot hat und als Kunde dann da reingezwungen wird. Aber ich versuche immer ganz individuell auf den Kunden einzugehen. Klar ist es als Vermittlerin auch meine Aufgabe, jemanden in einen Job zu vermitteln. Aber für eine erfolgreiche Vermittlung ist die Vertrauensbasis zwischen Vermittler und Kunde entscheidend. Da muss jeder darauf vertrauen können, dass der jeweils andere sein Bestes beisteuert.
faktumblog: Was ist Ihrer Meinung nach die größte Herausforderung in Ihrem Beruf?
Petra Altenberg: Wenn Menschen sehr lange aus dem Beruf raus sind und überhaupt keine Idee haben, was sie machen können. Ich glaube, dass viele Menschen aufgegeben haben. Nicht mal weil sie selber schuld sind, sondern weil die Gesellschaft sie abgehängt hat. Es ist ganz wichtig, diesen Leuten klar zu machen: Es ist schon möglich, auch wieder reinzukommen und eine sinnvolle Tätigkeit zu haben!
Wenn die Leute lange nichts gemacht haben, sind sie häufig ein wenig ahnungslos und haben falsche Vorstellungen. Dann ist da schon einmal der ein oder andere bei, der seine Möglichkeiten einfach falsch einschätzt.
faktumblog: Muss man dann als Kunde gar nichts mehr selbst machen und wird von Ihnen vermittelt?
Petra Altenberg: Nein, am besten ist immer noch eine hohe Eigeninitiative, ohne die geht es nicht. Der Kunde muss einfach Interesse daran haben. Aber klar, wenn der Kunde mich fragt „Was könnte ich denn noch machen?“ und ratlos ist, dann werde ich natürlich auch Vorschläge machen. Aber das ist ja was anderes.
Wie gesagt, ohne Eigeninitiative geht es nicht. Nehmen wir zum Beispiel an, jemand will eine Weiterbildung machen, was ja auch möglich ist, er muss ja dann auch mitmachen und sich selbst interessieren und engagieren – ob das nun ein Gabelstaplerschein, ein Deutschkurs oder was auch immer ist. Es ist ja eher unwahrscheinlich, dass jemand völlig ohne Eigeninitiative erfolgreich im Job landet und da auch noch bleibt. Es ist am Ende immer so: Die, die sich am meisten einbringen, die werden auch am häufigsten erfolgreich vermittelt. Die sind auch einfach leichter zu vermitteln, weil jeder Arbeitgeber motivierte Mitarbeiter braucht.
faktumblog: Und was ist, wenn ein Kunde einfach nicht motiviert ist? Wie motivieren Sie Kunden, die vielleicht aufgegeben oder nicht so große Lust haben, wieder in den Beruf einzusteigen?
Petra Altenberg: Indem ich versuche, so nah wie möglich an das Idealbild des Kunden heranzukommen. Da ist es wichtig, immer wieder Alternativen aufzuzeigen und vor Augen zu halten, was es noch gibt. Am besten klappt das über Probearbeiten. Die meisten motiviert das, wenn sie einen Job antesten können und dann merken: Das gefällt mir! Dann merken die wie schön das ist auch mal wieder gebraucht zu werden.
Häufig tritt dann auch so ein Synergieeffekt ein bei den Vermittlungskandidaten: Wenn einer Arbeit gefunden hat, wollen die anderen auch alle. Das ist wie wenn der Nachbar ein neues Auto hat, da will man auch gleich eins.
faktumblog: Wie gelingt es Ihnen denn, die richtigen Kontakte mit Firmen zu knüpfen?
Petra Altenberg: Das geht einerseits ganz ganz viel über Kaltakquise. Andererseits kenne ich die meisten Firmen mittlerweile. Eigentlich ist es sogar so, dass ich fast jede Firma in Mönchengladbach kenne. Und es ist wichtig, das Netzwerk auch zu pflegen. Denn irgendwann kommt jemand, der genau dahin passt, und dann muss man die Firma natürlich in petto haben. Die Beziehungen zu den Firmen zu behalten und aufzubauen, ist das A und O. Manche sind auch Zufall, zum Beispiel kam ich einmal an der Supermarktkasse ins Gespräch. Eigentlich benutze ich überhaupt ganz viele, auch private Gelegenheiten, um solche Kontakte herzustellen.
faktumblog: Wie reagieren Firmen denn generell darauf, wenn man Ihnen Kunden vermitteln will? Kommt das gut an?
Petra Altenberg: Die Firmen, die mich kennen, rufen ja mich schon teilweise an und fragen „Haben Sie da nicht wen?“. Es gibt aber auch natürlich Firmen, die erst einmal sagen „Nee, das ist komisch, dass der Mann oder die Frau sich nicht selber bewerben kann.“ Ich würde sagen, bei Helfertätigkeiten ist es grundsätzlich eher egal. Bei höher dotierten Jobs ist die Vermittlung aber auch sinnvoll. Da ist es dann jedoch wichtig, dass sich der Kunde auch mit einschaltet und aktiv wird, damit man ihm den Job zutraut.
Aber so pauschal lässt sich das kaum sagen, da die Arbeitgeber sehr unterschiedlich sind. Die Kontakte, die ich habe, freuen sich aber immer – schließlich sind die ja auch auf der Suche.
faktumblog: Vielen Dank für das Gespräch!
Fassen wir einmal zusammen:
- Ein Arbeitsvermittler ist dazu da, bei der Jobsuche unterstützen
- Das bedeutet aber nicht zwangsläufig, dass man nicht selbst aktiv werden muss
- Man kann bei der Vermittlung von den guten Netzwerken des Arbeitsvermittlers profitieren
- Wichtig ist aber auch, offen für neue Ideen und Vorschläge zu sein
- Für anspruchsvolle Tätigkeiten ist es entscheidend, sich aktiv am Vermittlungsprozess zu beteiligen. Ansonsten besteht die Gefahr, dass der Arbeitgeber einem die Position nicht zutraut!
Doch einige Vorurteile gegenüber Arbeitsvermittlern halten sich hartnäckig. Daher wollen wir auch noch einmal diese unter die Lupe nehmen:
Vorurteil 1: Arbeitsvermittler denken nur an ihre Quote
Klar ist es der Job eines Vermittlers, seine Schützlinge in Arbeit zu bringen. Und sicher steht am Ende einer Vermittlung im Idealfall auch immer die Vermittlung. Doch auch der Arbeitsvermittler profitiert langfristig immer davon, wenn seine Kunden im richtigen Job langen. Schließlich nützt es ihm nichts, wenn die vermittelte Stelle kurz darauf wieder unbesetzt ist. Damit würde ein Arbeitsvermittler sich nur schaden, da seine Kontaktpersonen sich auf Dauer von ihm abwenden würden.
Aber mal davon abgesehen möchte ein guter Arbeitsvermittler schließlich auch zufriedene Kunden. Das bedeutet aber nicht, dass er das Unmögliche möglich machen kann. Wer auf dem Arbeitsmarkt ohnehin schlechte Karten hat, der muss gegebenenfalls auch seine Erwartungen etwas herunterschrauben oder sich mit neuen Ideen anfreunden. Das fällt nicht jedem leicht.
Vorurteil 2: Am Ende landet man bei einer Stelle, die man gar nicht haben will
Mal ehrlich: Welcher Arbeitgeber träumt denn von Angestellten, die ihren Job überhaupt nicht haben wollen? Na also! Es ist äußerst unwahrscheinlich, dass man einen Job nicht haben will, ihn aber am Ende bekommt. Dass man den Job nicht möchte, wird schließlich spätestens beim Vorstellungsgespräch klar.
Zwingen kann man jemanden ohnehin zu nichts. Und wenn sich erst nach den ersten Wochen im neuen Job herauskristallisieren sollte, dass man sich hier gar nicht wohl fühlt, hat man noch immer die Möglichkeit, zu kündigen. Wenn Sie allerdings nichts unternehmen, verharren Sie in der Beschäftigungslosigkeit. Es kann also nur von Nutzen sein, Neues zu wagen und sich auf dem Arbeitsmarkt umzusehen!
Vorurteil 3: Eine Arbeitsvermittlung lohnt sich nur bei Leuten, die irgendeinen Job suchen
Gerade gut qualifizierte Kunden können gewaltig von einer Vermittlung profitieren. Der Grund: Nach vielen Jahren in einem Job oder einigen Jahren der Arbeitslosigkeit verfügen die meisten nicht mehr über ein gutes Netzwerk, auf das sie zurückgreifen können. Gerade für höher qualifizierte Kunden ist das aber besonders wichtig!
In diesem Fall kann es sich lohnen, auf die guten Netzwerke eines Arbeitsvermittler zurückzugreifen und den „Vitamin B“-Effekt zu nutzen.
Fazit
Manche haben Vorurteile gegenüber Arbeitsvermittlern und befürchten Schlimmes. Sie sehen sich dann in einem Job, der ihnen gar nicht gefällt. Was man auf keinen Fall vergessen sollte, ist, dass natürlich auch der Vermittler ein Interesse daran hat, dass das eingegangene Beschäftigungsverhältnis von Dauer ist – schließlich hat er vorher viel Zeit und Mühe in den Kunden und den individuellen Vermittlungsprozess investiert, auch in Abwesenheit des Kunden.
Einstellen sollte man sich allerdings darauf, den eigenen Marktwert in Zusammenarbeit mit dem Vermittler zu rekapitulieren und gegebenenfalls neue berufliche Perspektiven zu erarbeiten. Wer also Unterstützung bei der Jobsuche benötigt und auch offen für neue Anregungen ist, der ist bei einem Arbeitsvermittler gut aufgehoben!