Radio und Fernsehen war gestern – wer sich heute informieren oder gut unterhalten sein möchte, der macht das über Podcasts. Doch was ist das eigentlich und wie hat man Zugriff darauf? Wir liefern Ihnen das kleine Einmaleins der Podcasts und sagen Ihnen, welche Sie sich unbedingt einmal anhören sollten.
Ein Podcast ist eine Art Audio- und/oder Videoblog. Anders als bei einem Radio- oder TV-Sender gibt es hier aber keine festen Sendezeiten, zu denen man das Programm verfolgen muss. Das schöne an Podcasts ist also, dass man selbst entscheiden kann, was man wann hören oder sehen möchte.
Besonders seit vergangenem Jahr erfreuen sich Podcasts wieder zunehmender Beliebtheit. Laut der ARD-ZDF-Onlinestudie 2015 nutzen 5 Prozent der deutschsprachigen Onlinenutzer mindestens einmal pro Woche Audio-Podcasts. Unter den 14- bis 29jährigen sind es sogar 9 Prozent. Damit sind Podcasts zwar ein Nischenprodukt, haben aber viel Potenzial wie einige Podcasts mit einschlägigem Erfolg beweisen. Rund 8 Millionen Menschen verfolgten beispielsweise die zwölfteilige US-amerikanische Serie Serial, in der eine Journalistin auf den Fährten eines alten Mordfalles unterwegs ist.
Ein Grund dafür, dass Podcasts sich zunehmender Beliebtheit erfreuen, ist zum einen, dass es mittlerweile immer professionellere Formate gibt. Zum anderen ist es aber auch immer leichter, auf Podcasts zuzugreifen. Während man früher noch spezielle Geräte benötigte oder zu Hause am PC einen Podcast verfolgen musste, haben die meisten mittlerweile ein Smartphone, auf dem Sie jederzeit Podcasts herunterladen und hören können. Ob in der Bahn auf dem Weg zur Arbeit oder auf dem Fahrrad Richtung Wochenendeinkauf – ein Podcast ist unkompliziert verfügbar und kann ganz beiläufig unterhalten, informieren oder beides.1
Seit wann gibt es Podcasts?
Erfunden wurde der Podcast bereits im Jahr 2000. Tristan Louis, ein in den USA lebender Publizist, schlug das Konzept erstmalig vor; Dave Winer, ein amerikanischer Softwareentwickler, Unternehmer und Autor, setzte das Konzept dann um. Zunächst nannte man das Medium noch Audioblogging. Erst 2004 wurde der Begriff Podcast durch den Autor und Journalist Ben Hammersley geprägt.
Bekannt wurde das Audioblogging vor allem durch den ehemaligen MTV-Moderator Adam Curry. Den Durchbruch erlangte der Podcast dann schließlich durch Apple und den iPod: Dem Podcast wurde durch die Einbindung in iTunes Zugang zu einem Massenpublikum gewährt.
Wie kann ich auf einen Podcast zugreifen?
Dazu muss man ihn zunächst abonnieren. Aber keine Sorge – das Abonnement ist völlig kostenfrei. Finanziert werden Podcasts nämlich entweder durch die Anbieter selbst, durch Werbung oder bei den Podcasts der öffentlich-rechtlichen Sender durch die Rundfunkgebühren.
Man kann einen Podcast abonnieren, indem man ihn über eine spezielle App abruft. Eine solche App finden Sie entweder im iTunes Store (Apple) oder im Google Play Store (Android). Für Einsteiger eignen sich besonders Gratis-Programme wie z. B. Podcasts von Apple oder Podcast Addict für Android. In der App kann man entweder nach einem speziellen Podcast suchen oder sich Vorschläge ansehen. Nun muss man den Podcast nur noch hinzufügen und schon ist man Abonnent!
Um was geht es in Podcasts denn überhaupt?
Die Themen der Podcasts sind sehr vielfältig und reichen von berufsbezogenen Themen über Alltägliches bis hin zu Kuriosem. Der Grund: Einen Podcast kann jeder betreiben und das Thema des Podcasts nach Lust und Laune festlegen. Daher gab es gerade zu Anfang vor allem personenbezogene Podcasts.
Mittlerweile werden aber auch zunehmend professionelle Podcasts zu bestimmten Themengebieten angeboten. Häufig werden diese Podcasts mit einem bestimmten Namen für die jeweilige Kategorie versehen. Dem Namen wird dann die Endung „cast“ angehängt wie z. B. Howcast oder Sportcast.
Was braucht man, um einen Podcast zu betreiben?
Um einen Podcast selbst zu betreiben, bedarf es gar nicht viel. Ein PC mit Soundkarte, ein Mikrofon, ein Internetanschluss und Webspace sind alles, was dazu nötig ist.
Webspace, der speziell für Podcaster gedacht ist, wird Podspace genannt. Es gibt Hosting-Services, die sich darauf spezialisiert haben. In dem Fall spricht man von einem sogenannten Podhosting-Dienst. Es ist weder Hard- oder Software erforderlich noch sind öffentliche Gebühren wie beim Betrieb eines Webradios zu entrichten. Podcaster müssen jedoch genauso wie Betreiber von Rundfunksendern die Rechte Dritter an den Medieninhalten beachten. So können eventuell doch Gebühren anfallen, nämlich dann, wenn man nicht-lizenzfreie Musik in seinem Podcast verwendet.2
Wie finde ich die richtigen Podcasts für mich?
Wer noch nicht weiß, mit welchem Podcast er beginnen könnte, der kann erst einmal die Charts durchstöbern. Wer sich lieber auf die Suche nach Podcasts zu einem bestimmten Thema begibt, der kann auch die Suchfunktion der Seite nutzen.
Erfahrungsgemäß bietet es sich am Anfang an, sich erst einmal durch die Tipps anderer inspirieren zu lassen und anhand dessen herauszufinden, was einem gefällt und was nicht. Damit Sie gleich loslegen können, hier unsere persönlichen Favorites:
1. Elementarfragen von Nicolas Semak
Nicolas Semak interessiert sich für Menschen. In dem Podcast Elementarfragen dreht sich deshalb alles um Interviews mit ungewöhnlichen Persönlichkeiten und darum, was diese Persönlichkeiten von sich preisgeben. Der Podcast ist deshalb so angenehm, weil sich hier sehr symbiotische Gespräche ergeben, noch dazu mit spannenden und ganz unterschiedlichen Persönlichkeiten wie Sascha Lobo oder Rainer Langhans.
Worum geht es? Im wahrsten Sinne des Wortes ums Eingemachte. Nicolas Semak spricht mit Sascha Lobo über Netzzäsuren, mit Rainer Langhans über Kommunen oder mit Harald Lesch über Astronomie. Bestimmte Themen werden also direkt mit einem authentischen Ansprechpartner diskutiert, der über eine besondere Innenansicht auf ein bestimmtes Thema verfügt.
An wen richtet sich der Podcast? An Leute, die gerne Dokus sehen oder sich gerne unvoreingenommen von einer bestimmten Position berieseln lassen möchten.
Lieblingsfolge: Netzzäsuren – Sascha Lobo
2. Sanft & Sorgfältig von Jan Böhmermann und Olli Schulz
Auf verschiedenen Internetseiten wurde der Podcast Sanft & Sorgfältig als lustiger oder intelligenter Quatsch bezeichnet. Das trifft es aber nicht so ganz. Es ist vielmehr so, als würde man mit Böhmermann und Schulz zusammensitzen und eine nette Unterhaltung führen, die eben nicht stinklangweilig ist. Die Themen sind dabei schwer auszumachen, so wie das eben in einem Gespräch ist. Man kommt von Stöckchen auf Hölzchen und driftet auch schon einmal gewaltig vom Thema ab.
Leider hat das Duo Ende April auf Facebook das Ende von Sanft & Sorgfältig bekannt gegeben. Doch Fans von Böhmermann und Schulz können aufatmen: Es gibt schon einen Nachfolger! Mit ihrem neuen Podcast Fest & Flauschig sind die beiden zwar nur noch exklusiv über Spotify verfügbar, setzen ihren neuen Podcast jedoch in gleicher Manier fort.
Worum geht es? Um alles und nichts.
An wen richtet sich der Podcast? An alle Multitasker und diejenigen, die ihr Feierabendbier nicht alleine trinken möchten. Damit ist der Podcast vor allem für die ideal geeignet, die gerade sowieso mit etwas beschäftigt sind oder nach Feierabend auf der Couch rumhängen.
Lieblingsfolge: Detoxen & Ablage
3. ELAL Effizienter Lernen – Arbeiten – Leben von Thomas Mangold
In Thomas Mangolds Podcast kann man sich sinnvolle Ratschläge abholen. Warum schiebe ich alles auf? Und wie bekomme ich meine Finanzen in den Griff? Kurz: In Effizienter Lernen – Arbeiten – Leben geht es um Denkanstöße dazu wie man sinnvolle Strategien für eine bessere Selbstorganisation entwickeln kann.
Worum geht es? Um nützliche Tipps rund um ein besseres Selbstmanagement.
An wen richtet sich der Podcast? An alle, die mal wieder den halben Tag prokrastiniert haben, und nicht wissen, wieso.
Lieblingsfolge: ELAL 118: Deine Finanzen im Griff – mit Evernote
4. Song Exploder von Hrishikesh Hirway
In Song Exploder erzählen Musiker von Bands wie CHVRCHES, The Lumineers oder Weezer wie sie auf die Idee eines speziellen Songs gekommen sind. Es wird also im Detail erklärt wie ein Song entwickelt wurde bzw. wie die einzelnen Komponenten eines Songs entstanden sind. Dieser Podcast ist allerdings nur etwas für Leute, die gute Englischkenntnisse haben, da es sich um keinen deutschen Podcast handelt und die Musiker Englisch sprechen.
Worum geht es? Musiker erklären ihren kreativen Schaffensprozess.
An wen richtet sich der Podcast? An Musikfans & Theoretiker.
Lieblingsfolge: Wilco – Magnetized
5. Young in the 80s von Christian Schmidt und Peter Schmidt
In Young in the 80s geht es – na klar – um die 80er und wie das Leben damals so war. Der Podcast ist also nicht nur ideal geeignet für alle, die sich gerne an die merkwürdigen Lebensumstände ihrer Kindheit erinnern möchten, sondern auch an alle, die das aus erster Hand erfahren möchten. Themen sind unter anderem Persönlichkeiten der 80er, (natürlich) Bud Spencer und Terrence Hill, Feiern in den 80ern oder auch Katastrophen.
Worum geht es? Um die 80er Jahre und die Unterschiede zur heutigen Zeit.
An wen richtet sich der Podcast? An alle, die in der Vergangenheit schwelgen oder einfach gut unterhalten sein möchten.
Lieblingsfolge: Folge 17: Was in den 80ern anders funktioniert hat
6. Endlich – Montag! Jobsucher-Podcast von Heiko Link
Wer gerade auf Jobsuche ist und einen Bewerbungscoach dringend nötig hat, der ist bei Heiko Links Podcast Endlich – Montag! genau an der richtigen Adresse. Hier geht es um alle Fragen rund um Jobsuche und Bewerbungen, aber auch um essenzielle Fragen wie „Privates Interesse im Job: Muss das sein?“ oder „Ist Geld wirklich entscheidend?“.
Worum geht es? Um alle Themen rund um Job und Bewerbung.
An wen richtet sich der Podcast? An alle, die gerade nach einem Job suchen oder dringend etwas Motivation nötig haben.
Lieblingsfolge: Geld und Motivation
7. Einschlafen Podcast von Toby Baier
Toby Baier erzählt mit Absicht wahnsinnig uninteressantes Zeug, um den Zuhörer zum Einschlafen zu bewegen. Dabei redet er ganz langsam und beruhigend, sodass es schwer fällt, wach zu bleiben. Okay, die Themen sind nicht total uninteressant, bloß schwer zu verfolgen. Toby Baier liest beispielsweise Texte von Goethe oder Rilke vor oder erzählt von Elternabenden. Gähn!
Worum geht es? Endlich einzuschlafen!
An wen richtet sich der Podcast? An alle, die schlaflos sind.
Lieblingsfolge: EP 370: Elternabend und Kant.
8. Inside Brains von Dr. Matthias Wittfoth
Dr. Matthias Wittfoth ist Neurowissenschaftler und Performance-Coach und trifft sich wiederum mit Experten wie zum Beispiel weltbekannten Hirnforschern. Dabei geht es stets um die Frage: „Wie kann man Geist und Körper zum Besseren beeinflussen?“ Der Podcast ist interessant, weil er Themen, die uns alle betreffen, auf wissenschaftlichem Niveau zur Sprache bringt. Dabei begibt man sich gemeinsam mit dem Autor auf Spurensuche zu neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen.
Worum geht es? Um spannende Themen rund um Psychotherapie, Coaching und Hirnforschung.
An wen richtet sich der Podcast? An Wissbegierige & Psychologiefans
Lieblingsfolge: Schmerzfreier Rücken: ursprüngliche Haltung mit der Gokhale-Methode
Quellen
1 ndr.de: Aufgehorcht: Podcasts kehren zurück
1 Wikipedia: Podcasting