In Kürze ist es so weit: Die neuen Azubis starten in Deutschland ihre Ausbildung. Doch in vielen Branchen gibt es mehr Ausbildungsplätze als Auszubildende – viele Lehrstellen in Deutschland werden somit nicht besetzt. Wir haben uns informiert, welche Berufsausbildungen die beliebtesten sind und wie Sie auch noch kurzfristig einen Ausbildungsplatz finden.
Schon im letzten Jahr wurden ungewöhnlich viele Ausbildungsstellen gemeldet, die zu Beginn des Ausbildungsjahres 2015 noch nicht besetzt waren. Mit etwa 522.000 Azubis blieben im vergangenen Jahr rund 41.000 Lehrstellen 1 in Deutschland unbesetzt. Doch das wird 2016 voraussichtlich noch einmal getoppt: Die Handwerkskammer Düsseldorf vermeldet weit über 1000 noch freie Ausbildungsstellen im Großraum Düsseldorf, am linken Niederrhein, in der Region Ruhr West (Duisburg, Essen, Oberhausen, Mülheim, Kreis Wesel) und im Bergischen Städtedreieck. Höchste Zeit, sich in der Lehrstellenbörse der Handwerkskammer Düsseldorf noch kurzfristig einen Ausbildungsplatz zu sichern!
Doch was ist, wenn man noch immer nicht so recht weiß, was man überhaupt machen möchte? Wir zeigen Ihnen, für welche fünf Berufsausbildungen sich im vergangenen Jahr die meisten Azubis entschieden haben (aktuelle Zahlen zum Ausbildungsjahr 2016 liegen noch nicht vor):
1. Platz: Kauffrau/-mann im Einzelhandel
Grundsätzlich halten die Top 5 der beliebtesten Berufsausbildungen in Deutschland keine allzu großen Überraschungen bereit. Seit nunmehr 10 Jahren 2 ändert sich hier nur wenig und die kaufmännischen Berufe sind noch immer besonders beliebt. Die Ausbildung zum Kaufmann oder zur Kauffrau im Einzelhandel (PDF, 361 KB) ist nach wie vor Spitzenreiter, so wurden im Jahr 2015 stolze 30.474 neue Ausbildungsverträge im Einzelhandel abgeschlossen – und das, obwohl es in Deutschland über 300 verschiedene Ausbildungsberufe gibt!
Doch warum zieht es so viele Azubis in den Einzelhandel? Der Einzelhandel hält eine sehr große Bandbreite an unterschiedlichen Schwerpunkten bereit. Aber darüber hinaus sind hier auch ganz unterschiedliche Fertigkeiten gefordert: Neben dem Verkauf und Handel von Waren sind planerisches Denken und Kreativität gefragt, unter anderem bei der Planung der Sortimentsgestaltung oder der Organisation und Umsetzung von werbe- und verkaufsfördernden Maßnahmen. Wer also auf der Suche nach einer Herausforderung ist und auch Wochenendarbeit nicht scheut, der ist hier an der richtigen Adresse.
2. Platz: Kauffrau/-mann für Büromanagement
Kaufleute für Büromanagement (PDF, 257 KB) haben vor allem organisatorische oder kaufmännisch-verwaltende Aufgaben. Gemeint sind damit zum Beispiel der interne und externe Schriftverkehr, das Bestellen von Material, die Betreuung von Kunden oder auch die Planung des Personaleinsatzes. Da es sich dabei also um eine echte Allrounder-Ausbildung handelt, ist man in nahezu allen Wirtschaftsbereichen von Unternehmen einsetzbar. Kein Wunder also, dass sich letztes Jahr 28.449 Menschen 2 für diese Ausbildung entschieden haben!
3. Platz: Verkäufer/-in
Für alle, die sich zwar zum Einzelhandel hingezogen fühlen, aber vor allem praktisch veranlagt sind und die unmittelbare Nähe zum Kunden schätzen, ist eine Ausbildung zum Verkäufer/-in (PDF, 263 KB) die richtige Wahl. Zu den Aufgaben gehört die Entgegennahme von Waren und Reklamationen, das Auszeichnen der Waren sowie die Durchführung von Bestands- und Qualitätskontrollen. Im Jahr 2015 hat das 24.027 Menschen 2 davon überzeugt, dass Sie an der richtigen Adresse sind. Auch Jugendliche ohne Hauptschulabschluss wurden fündig – hier befand sich die Ausbildung zum Verkäufer/-in sogar auf Platz 1 der häufigsten Ausbildungsberufe.
4. Platz: Kraftfahrzeugmechatroniker/-in
Eine Ausbildung zum Kraftfahrzeugmechatroniker/-in kann man in zwei verschiedenen Themenfeldern machen. Entweder wird man Kraftfahrzeugmechatroniker/-in für Personenkraftwagentechnik (PDF, 343 KB) oder für Nutzfahrzeugtechnik (PDF, 345 KB). Ganze 20.259 neue Auszubildende 2 entschieden sich im vergangenen Jahr für eine der Fachrichtungen. Bei den männlichen Azubis rangiert die Ausbildung zum kfz-Mechatroniker sogar auf Platz 1 der beliebtesten Berufsausbildungen.
5. Platz: Industriekaufmann/-frau
Dass die Ausbildung zum Industriekaufmann/-frau (PDF, 349 KB) nur Platz 5 belegt, hat auch damit zu tun, dass die Berufsausbildungswahl mit dem Erreichen des jeweiligen Schulabschlusses verknüpft ist. So seien unter den Auszubildenden mit Hochschulzugangsberechtigung die Ausbildungen zum Industriekaufmann/-frau, zum Kaufmann oder ‑frau für Büromanagement und zum Bankkaufmann/-frau am beliebtesten.
Insgesamt entschieden sich 17.922 Personen 2 für die Ausbildung und damit auch für ein breit gefächertes Spektrum an beruflichen Möglichkeiten: Neben Tätigkeiten im Bereich Materialwirtschaft, Vertrieb und Marketing finden Industriekaufleute auch Beschäftigungen im Personal‑, Finanz- und Rechnungswesen. Damit ist diese Ausbildung ideal geeignet für diejenigen, die später im kaufmännisch-betriebswirtschaftlichen Bereich tätig sein wollen.
Fazit
Das sind also die beliebtesten Ausbildungsberufe. Doch sind das auch die Berufe, in denen ein Bedarf an Nachwuchs besteht? Man darf bei der Wahl der richtigen Berufsausbildung nie aus den Augen verlieren, dass man nicht zwangsläufig da an der richtigen Adresse ist, wo man mit den meisten Menschen konkurriert. Daher sollte man sich nicht den gefragtesten Ausbildungsberufen zuwenden, sondern auch über den Tellerrand hinausblicken: In Deutschland gibt es rund 96 Berufsgruppen, in denen Fachkräftemangel besteht und zu wenig Nachwuchs nachrückt. Vor allem im Hotel- und Gaststättengewerbe oder im Lebensmittelhandwerk 1 wird händeringend Nachwuchs gesucht. Vor allem wegen der Arbeitszeiten, der hohen Belastung und dem vergleichsweise niedrigen Lohn haben beide Branchen einen schlechten Ruf. Doch Vorsicht: Wegen der schwarzen Schafe innerhalb einer Branche den ganzen Berufszweig zu meiden, ist ein klarer Fehler!
Insgesamt stellt sich die Frage: Warum bleiben so viele Ausbildungsplätze unbesetzt? Ein Grund ist, dass viele Schüler mit Hochschulreife ein Studium und keine Ausbildung anstreben. Auf der anderen Seite sind viele Betriebe mittlerweile auch sehr anspruchsvoll, was die schulischen Leistungen und Abschlüsse anbelangt. Trotzdem sollte man sich immer vor Augen führen, dass das Gehalt ganz klar von der Ausbildung abhängig ist. Dass dabei Hochschulabsolventen im Schnitt am meisten abräumen, ist bekannt. Aber auch Fachkräfte wie beispielsweise aus dem Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologie sind finanziell ganz ähnlich aufgestellt.
Natürlich sollte aber nicht das Geld die ausschlaggebende Rolle bei der Wahl der Berufsausbildung spielen. Viel wichtiger ist es, sich für einen Berufszweig zu entscheiden, der zu Ihren persönlichen Fähigkeiten passt und für Sie interessant ist – dabei lohnt es sich aber immer, auch neue Wege zu beschreiten. Wer noch kurzfristig auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz ist, der sollte jetzt schnell in der Stellenbörse der Handwerkskammer Düsseldorf oder der IHK-Lehrstellenbörse stöbern.
Quellen
1 t‑online.de: Tausende Lehrstellen bleiben unbesetzt
2 wiwo.de: Die beliebtesten Ausbildungsberufe der Deutschen