Manche Fragen im Vorstellungsgespräch können irritierend sein. Doch genau darauf kommt es dem Interviewer meistens auch an. Damit Sie gut vorbereitet in Ihr Vorstellungsgespräch starten können, haben wir recherchiert: Welche Fragen sind im Vorstellungsgespräch tabu? Und welche gemeinen Fragen könnten auf Sie zukommen?
Wer kennt das nicht: Man bereitet sich auf ein Vorstellungsgespräch vor und das Gespräch verläuft zunächst nach Plan. Plötzlich kommt eine unerwartete Frage – und man wird prompt aus dem Konzept gebracht. Oft stellt man sich dann die Frage: Darf man das? Provokante Fragen im Vorstellungsgespräch sind nicht unüblich und werden aus folgendem Grund eingesät: Man will sehen, ob man Sie aus dem Konzept bringen kann. Und wenn ja, wie gehen Sie mit dieser Situation um?
Zunächst einmal: Es gibt selbstverständlich Fragen, die unzulässig sind und auf die Sie auch nicht wahrheitsgemäß antworten müssen (es existieren jedoch Ausnahmen!). Dazu gehören Fragen, die folgende Themen betreffen:
Familienplanung: Fragen, die eine (akute) Schwangerschaft oder Ihre Familienplanung generell betreffen, sind nicht zulässig. Selbst wenn Sie also derzeit schwanger sein sollten, müssen Sie hier nicht mit offenen Karten spielen. Das gilt jedoch nicht, wenn Sie sich für eine Stelle bewerben, die mit einer Gefahr für Sie oder das ungeborene Kind verbunden ist oder Sie dadurch die Tätigkeit nicht ausüben können (beispielsweise wenn Sie sich als Tänzerin oder Model bewerben). Achtung: Manche Interviewer stellen diese Frage nicht explizit, fragen aber durchaus, ob Sie längere Urlaube planen.
Religion oder Konfession: Auch Fragen nach Ihrer Religionszugehörigkeit oder Konfession müssen Sie nicht wahrheitsgemäß beantworten. Allerdings gilt zu beachten, dass es sich wenig bezahlt macht, derlei Fragen nicht richtig zu beantworten, da die Angaben hierzu Ihrer elektronischen Lohnsteuerkarte zu entnehmen sind. Eine Lüge würde also spätestens bei einer tatsächlichen Einstellung auffliegen.
Parteizugehörigkeit: Die Parteizugehörigkeit ist eine Angelegenheit, die in der Regel nur in Ihr Privatleben gehört. Nichtsdestotrotz gibt es Fälle, in denen die Frage danach legitim ist, beispielsweise wenn Sie sich bei einer Stiftung bewerben, die aus einer Partei hervorgegangen ist und Sie die Interessen der Partei vertreten müssen.
Mitgliedschaft in einer Gewerkschaft: Ob Sie in einer Gewerkschaft sind, müssen Sie Ihrem Arbeitgeber nicht mitteilen, schließlich sollte es kein Ausschlusskriterium sein, dass Sie sich unter Umständen sogar aktiv gegen prekäre Arbeitsbedingungen einsetzen.
Gesundheitszustand: Der Arbeitgeber darf sich nicht danach erkundigen, ob Sie unter gesundheitlichen Problemen leiden. Allerdings müssen Sie mit offenen Karten spielen, sofern Ihre gesundheitlichen Einschränkungen die Leistungsfähigkeit in Ihrem Job entscheidend beeinflussen. Ob man mit offenen Karten spielt oder gesundheitliche Einschränkungen verschweigt, liegt also dann im Ermessen des Arbeitnehmers, wenn diese keinen Einfluss auf seine Leistungsfähigkeit innerhalb seiner Tätigkeit haben. Wichtig ist in jedem Fall zu bedenken, dass Sie auch einen Behindertenausweis grundsätzlich verschweigen können; Vorteile, die dadurch gegeben wären, wie etwa Steuerminderung und eine erhöhte Zahl an Urlaubstagen können Sie dann aber auch nicht mehr zu einem späteren Zeitpunkt geltend machen.
Schulden: Auch darf der Arbeitgeber Sie nicht fragen, ob Sie finanzielle Probleme haben. Die Frage erübrigt sich aber dann, wenn Sie in einem aktuell laufenden Insolvenzverfahren stecken – dann kann man diese Information unter Umständen ganz einfach aus dem Handelsregister beziehen.
Sollten Sie mit einer unzulässigen Frage konfrontiert werden, sollten Sie dennoch nicht direkt darauf hinweisen. Stattdessen sollten Sie freundlich bleiben und fragen, ob dies für die Position wirklich entscheidend ist. Andere Fragen wiederum sind durchaus zulässig, auch wenn sie nicht immer leicht zu beantworten sind.
Die 10 gemeinsten Fragen im Vorstellungsgespräch
1. Wie viele Smarties passen in einen VW-Bus?
Bei dieser Frage handelt es sich um eine sogenannte Brainteaser-Frage. Bei der spontanen Beantwortung gibt es im Grunde drei Möglichkeiten:
- Sie kennen die Lösung schon aus dem Internet und nennen sie
- Vor Schreck bringen Sie kein Wort mehr heraus
- Sie diskutieren darüber, was das mit Ihrem Job zu tun haben soll
Die erste Möglichkeit wäre noch gut im Gegensatz zu den letzten beiden Reaktionen. Denn hier geht es darum cool zu bleiben und zu zeigen wie Sie mit einer eigentlich nicht lösbaren Aufgabe umgehen.
Am besten nehmen Sie diese Frage mit etwas Humor! Stellen Sie ruhig eine Gegenfrage, z. B. „Welches Baujahr?“ Elegant antworten Sie, indem Sie zugeben, dass Sie das gerade nicht beantworten können, aber die Antwort gerne in Erfahrung bringen können, beispielsweise mittels Internetrecherche.
2. Halten Sie bei Streitereien zu den Kollegen oder zum Chef?
Eine riskante Frage. Hier sollten Sie sich nicht davon irritieren lassen, dass Ihnen die Frage offenbar abverlangt, Partei zu ergreifen. Ideal wäre es, wenn Sie in Ihrer Antwort klarstellen, dass Sie in einem solchen Falle auszusondieren versuchen, worin das Problem genau besteht, und dann zu vermitteln versuchen. Es geht also darum zu zeigen, dass Sie ein diplomatischer Typ sind.
3. Welche Rolle spielt Geld für Sie?
Hier kommt es darauf an, dass Sie nicht gierig erscheinen, aber sich auch keinesfalls unter Wert verkaufen. Die beste Lösung: Geld ist für Sie insofern wichtig, dass eine angemessene Vergütung zugleich eine Anerkennung Ihrer guten Leistung ist.
4. Können Sie uns zehn Schwächen von Ihnen nennen?
In Vorstellungsgesprächen wird häufig nach Schwächen gefragt. Wichtig ist, dass Sie auf diese Frage vorbereitet sind, denn schließlich möchten Sie nicht spontan eine Schwäche nennen, die Sie nachher ins Aus katapultieren könnte. So sollten Sie auf jeden Fall nur Schwächen nennen, die für den Job, auf den Sie sich bewerben, kein K.o.-Kriterium darstellen. Aber zehn Schwächen? Die Frage bringt auch die aus dem Konzept, die sich zuvor gut vorbereitet haben.
Lassen Sie sich also nicht nervös machen! Bleiben Sie bei Ihrem Plan und nennen Sie eine oder zwei Schwächen, die Sie sich vorher überlegt haben. Lassen Sie sich nicht dazu verleiten, unüberlegt weitere Schwächen zu nennen. Antworten Sie stattdessen lieber selbstbewusst, dass Ihnen nicht mehr Schwächen einfallen würden – aber nur dann, wenn die Rückfrage kommt, wieso Sie nicht zehn Schwächen genannt haben. Ansonsten übergehen Sie einfach die Tatsache, dass Sie weniger Schwächen als verlangt genannt haben.
5. Warum waren Sie so lange auf der Suche nach einer Stelle?
Jetzt bloß nicht in die Rechtfertigungsfalle tappen! Sie waren möglicherweise länger auf der Suche, aber vielleicht haben Sie sich in der Zwischenzeit auch weitergebildet? Zudem möchten Sie ja nicht irgendeinen Job, sondern bei einer Firma und in einer Position arbeiten, die zu Ihnen passt (nämlich bei der Firma, bei der Sie sich nun im Vorstellungsgespräch befinden).
6. Wenn Sie noch einmal von vorne anfangen könnten, was würden Sie anders machen?
Gerne wird diese Frage gestellt, um Ihr Verhältnis zu Ihrem bisherigen Werdegang unter die Lupe zu nehmen. Doch lassen Sie sich nicht dazu hinreißen, Zugeständnisse zu machen wie „Ich hätte dann lieber etwas anderes studiert/gelernt …“ Hier möchte man von Ihnen hören, dass Sie wissen, was Sie wollen und zu Ihren Entscheidungen auch stehen!
Auf diese Frage sollten Sie also so eingehen, dass Sie Ihren bisherigen Werdegang und die beruflichen Entscheidungen, die Sie getroffen haben, positiv begründen (nicht rechtfertigen!). Sie könnten einen Berufswechsel z. B. mit einer Stärke erklären, die Sie zuvor an sich entdeckt haben, statt zu sagen, dass Ihnen die bisherige Tätigkeit nicht gefallen hat.
7. Was nervt Sie am meisten an anderen Menschen?
Vorsicht – lassen Sie sich nun nicht dazu verleiten, über ehemalige Kollegen und Chefs zu wettern oder andere unangemessene Äußerungen z. B. über das Aussehen anderer Menschen zu tätigen. Ideal wäre hier eine Antwort, die zugleich etwas Positives über Sie preisgibt. Wenn Sie sagen, dass es Sie stört, wenn Kollegen nur das Mindeste machen, dann geben Sie zugleich zum Ausdruck, dass Sie auch dazu bereit sind, über den Tellerrand hinauszublicken und sich auch Aufgaben anzunehmen, die primär nicht in Ihren Aufgabenbereich gehören.
8. Was wollen Sie beruflich und privat erreichen?
Jede Firma wünscht sich motivierte Mitarbeiter, die Ihr Leben proaktiv gestalten. Das lässt sich am besten daran überprüfen, ob sich ein Bewerber beruflich wie privat Ziele steckt. Schlecht wäre es also, bloß zu sagen „Ich hätte gerne diesen Job und dann muss ich natürlich auch noch mein Privatleben auf die Reihe bekommen.“ Stattdessen sollten Sie erläutern wie und wohin Sie sich weiterentwickeln. Planen Sie Weiterbildungen? Haben Sie ein neues Hobby begonnen und möchten sich auch hier in eine bestimmte Richtung bewegen?
9. Ist dieser Job nicht eine Nummer zu groß für Sie?
Bei dieser Frage sollten Sie sich unbedingt vor Augen führen, dass Sie schließlich zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen wurden. Wenn also tatsächlich davon ausgegangen werden würde, dass Sie diesen Job nicht erfüllen können, dann wären Sie wohl nicht eingeladen worden. Deshalb heißt die Devise: Ruhig bleiben.
Aus genau diesem Grund können Sie diese Frage auch ruhig verneinen. Am besten wäre es dann, noch einmal kurz und knapp zusammenzufassen, wieso Sie die ideale Besetzung für die Stelle sind.
10. Was haben Sie zwischen … und … gemacht?
Bei dieser Frage sollten Sie am besten mit offenen Karten spielen, sich dabei jedoch stets positiv ausdrücken, beispielsweise waren Sie arbeitsuchend und nicht arbeitslos. Zudem waren Sie schließlich auf der Suche nach genau der richtigen Stelle, die zu Ihnen passt.
Eine gute Möglichkeit, Lücken im Lebenslauf zu erklären, wäre darzulegen, was Sie in der Zwischenzeit gemacht haben. Das muss nicht zwangsläufig etwas sein, dass für Ihren Beruf von Bedeutung ist. Die Pflege von Familienangehörigen etwa wäre ein Grund, ebenso wie ein Auslandsaufenthalt oder ehrenamtliches Engagement. Hauptsache ist, dass Sie glaubhaft darlegen, dass Sie nicht bloß die Hände in den Schoß gelegt haben, sondern in dieser Zeit aktiv waren.
Fazit
Das Vorstellungsgespräch ist stets eine Art Prüfungssituation, in der Sie auch mit provokanten Fragen konfrontiert sein können. Die Hauptsache ist, Sie bleiben ruhig und lassen sich nicht aus dem Konzept bringen, das ist die halbe Miete!